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Die wichtigsten Fakten zur postnatalen Depression

by Deborah

Nach der Geburt ist oft nicht immer alles so rosig, wie es scheint. Ich kenne einige Mamas, die noch lange an einer postnatalen Depression (auch postpartale Depression) litten. Auch mir ging es lange nicht gut. Zum Glück stellte sich heraus, dass der Grund für meine depressiven Verstimmungen ein Eisenmangel war, da ich bei der Geburt ziemlich viel Blut verloren hatte. Nach den entsprechenden Eiseninfusionen ging es mir wieder gut.

Was zählt ist, dass ich mir Hilfe geholt hatte. Viele Neu-Mamas trauen sich nicht zuzugeben, dass es ihnen trotz Babyglück nicht gut geht. Die sogenannte Wochenbett-Depression ist immer noch ein Tabu. Aus diesem Grund habe ich ein Interview mit Martina Papmeyer von den universitären psychiatrischen Klinikdiensten Bern gemacht. Die junge Frau erforscht die Entstehung postnataler Depressionen.

Wie entsteht eine postnatale Depression?

 Die Entstehungsmechanismen einer postnatalen Depression sind aktuell leider noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt einige Anhaltspunkte dafür, dass die Hormonumstellungen, die während der Schwangerschaft und nach der Geburt eines Kindes eintreten, eine wichtige Rolle spielen. Gleichzeitig stellt die Geburt eines Kindes nicht selten das ganze bisherige Leben auf den Kopf und ist ein einschneidendes Lebensereignis, auf das man sich erst einmal einstellen muss. Hinzu kommen oftmals Schlafentzug, der veränderte Tagesrhythmus und die veränderte Situation mit dem Partner. All dies erzeugt natürlich Stress. Wenn dann zusätzliche Risikofaktoren wie ein erhöhtes genetisches Risiko, ein hoher Leistungsanspruch, eine geringe Zufriedenheit in der Partnerschaft oder finanzielle Sorgen noch hinzukommen, kann sich eine postnatale Depression entwickeln. In unserem Projekt wollen wir mehr Licht ins Dunkel bringen und mehr über die Entstehungsmechanismen erfahren.Martina Papmeyer - universitärer psychiatrischer Klinikdienst Bern

Wie äussert sich eine postnatale Depression?

Die Symptome einer postnatalen Depression gleichen denen einer Depression ausserhalb einer Schwangerschaft. Sie beinhalten beispielsweise Erschöpfung, Antriebslosigkeit, Leere, Stimmungsschwankungen, Traurigkeit, Schuldgefühle, Schlaf- und Appetitstörungen, Ängste, sozialer Rückzug und Selbstmordgedanken. Auch ablehnende Gefühle dem Kind gegenüber sind häufig. Leider sind postnatale Depressionen bislang noch ein Thema, über das aus Scham oder Angst oft geschwiegen wird.

Und wie unterscheidet sie sich vom Babyblues?

Der sogenannte Babyblues ist sehr häufig und betrifft viele frischgebackene Mütter in den Tagen nach der Entbindung. Der Babyblues äussert sich zum Beispiel durch Traurigkeit, Stimmungsschwankungen, häufiges Weinen, Schlaf- und Ruhelosigkeit oder Müdigkeit. Die Symptome sind tatsächlich schwer von denen einer postnatalen Depression zu unterscheiden. Beim Babyblues dauern die Symptome jedoch nur wenige Stunden bis Tage an. Bei einer beginnenden postnatalen Depression dauern die Symptome aber länger und klingen nicht spontan wieder ab. Man sollte sich so früh wie möglich professionelle Hilfe suchen, um die Erkrankung schnellstmöglich behandeln zu lassen. Grundsätzlich sollte man sich Hilfe suchen, wenn die Symptome länger als 10 bis 14 Tage andauern.

Gibt es Risikofaktoren, welche die Entstehung einer postnatalen Depression begünstigen?

Ja, es gibt eine ganze Reihe von Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, an einer postnatalen Depression zu erkranken. Das Risiko zu erkranken ist zum Beispiel erhöht, wenn man in der Vergangenheit schon einmal nach der Geburt eines Kindes unter einer postnatalen Depression gelitten hat. Auch wenn ein naher Verwandter schon einmal unter einer postnatalen Depression gelitten hat, wie beispielsweise die Mutter oder Schwester, ist das eigene Risiko für diese Erkrankung erhöht. Zudem erhöhen psychische Erkrankungen in der Vergangenheit, wie beispielsweise Angsstörungen, Depressionen ausserhalb einer Schwangerschaft oder Essstörungen die Wahrscheinlichkeit für eine postnatale Depression. Weitere Risikofaktoren sind unter anderem hoher Perfektionismus, ein niedriger sozio-ökonomischer Status, schwerwiegende Lebensereignisse wie zum Beispiel der Tod eines nahen Angehörigen, eine niedrige Zufriedenheit mit dem Partner oder eine geringe soziale Unterstützung von Freunden oder der Familie.

Wie lange nach der Geburt besteht das Risiko, daran zu erkranken?

Grundsätzlich besteht bei jedem Menschen in jedem Lebensabschnitt die Gefahr, an einer psychischen Erkrankung wie einer Depression zu erkranken. Das Risiko, eine postnatale Depression zu entwickeln ist in den ersten Wochen nach der Geburt des Kindes am höchsten und nimmt dann innerhalb des ersten Lebensjahres des Kindes deutlich ab.

Behandlungsmöglichkeiten einer Wochenbettdepression

Kann ich einer postnatalen Depression vorbeugen?

Die heutigen Präventionsmassnahmen sind noch nicht ausgereift und es bedarf weiterer Forschung in diesem Bereich. Allgemein schützen vor psychischen Erkrankungen gute Strategien, mit Stress umzugehen, eine gesunde und ausgewogene Ernährung, regelmässige Bewegung und ein stabiles soziales Umfeld. Hilfreich ist vor allem, wenn Mütter nach der Entbindung Unterstützung durch Freunde und Familie erhalten und mit diesen offen über Schwierigkeiten und Gefühle sprechen können. Wichtig ist auch, dass Hebammen gut geschult sind, denn häufig sind sie es, die engen Kontakt zu den Müttern haben und diese auf postpartale Depressionen ansprechen können, wenn ihnen etwas auffällt.

Weshalb ist dieses Thema immer noch so tabuisiert?

Hier spielen vermutlich mehrere Faktoren eine Rolle. Zum einen gibt es in der Gesellschaft den Erwartungsdruck, dass man als Mutter überglücklich nach der Geburt des Kindes sein sollte. Da fällt es natürlich schwer offen zu zeigen, dass man diesem Rollenbild nicht entspricht. Zum anderen setzen sich die Betroffenen häufig selbst unter Druck, die neue Situation mit dem Kind alleine meistern zu müssen, denn andere Mütter haben es ja auch geschafft und viele Frauen haben sich das Kind ja sehr gewünscht. Sie haben Angst, eine Rabenmutter zu sein, wenn sie negative Gefühle gegenüber dem Kind und sich selbst haben. Dies führt schliesslich dazu, dass die Schwierigkeiten gar nicht angesprochen werden.

Was kann man tun, wenn man daran erkrankt ist?

Betroffene Frauen wenden sich am besten an eine Fachperson ihres Vertrauens, wie beispielsweise die Hebamme, den Gynäkologen oder den Hausarzt. Diese sollten die Betroffenen an erfahrene Psychotherapeuten oder Psychiater vermitteln. Einige Kliniken bieten auch spezielle gynopsychiatrische Sprechstunden für psychiatrische Erkrankungen rund um Schwangerschaft und Geburt an. Bei sehr schwerer Symptomatik, kann auch ein stationärer Aufenthalt notwendig sein. Hier bieten viele Kliniken spezielle Mutter-Kind Angebote an. Auch die Website der Vereins Postnatale Depressionen Schweiz bietet eine Liste von Fachpersonen zur Behandlung von postnatalen Depressionen sowie eine Liste mit Selbsthilfe-Gruppen. Depressionen sind generell leichter zu behandeln, wenn sie früh erkannt werden! Zudem können durch eine frühe Behandlung viele negative Folgen der Erkrankung abgewendet werden.

Falls eine Behandlung mit Medikamenten nötig ist: kann ich weiter stillen?

Diese Entscheidung sollte immer im Einzelfall mit dem behandelnden Psychiater getroffen werden. Die Vor- und Nachteile des Stillens bei medikamentöser Therapie sollten gut gegeneinander abgewogen werden. Grundsätzlich ist es aber möglich, trotz einer Einnahme von Antidepressiva – unter regelmässiger Kontrolle – weiter zu stillen.

 




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1 comment

8 Dinge, die ich im Wochenbett anders machen werde | mamarocks.ch - der Schweizer Familienblog 14. August 2017 - 8:48

[…] als Klein C. drei Wochen alt war, kamen wir auch noch auf die irrsinnige Idee, umziehen zu wollen. Es war eine harte Zeit und ich habe meine Lehren daraus […]

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