Mir war schon immer klar, dass meine Kinder in die Kita gehen würde. Und zwar schon lange bevor ich Mama wurde. Ich wollte schliesslich weiter arbeiten und das Kind musste betreut werden. Als Working Mom der zweiten Generation war mir auch klar, dass das Kind nicht ausschliesslich familienintern betreut werden könnte. Was mir hingegen nicht klar war: wie umstritten das Thema eigentlich ist.
Natürlich würde mir niemand ins Gesicht sagen, dass ich eine schlechter Mutter sei, weil ich meine Tochter in die Kita schicke. Aber ich kenne einige Frauen, denen es nie in den Sinn käme, ihr Kind „fremdbetreuen“ zu lassen. Ich habe das „Fremdbetreuen“ jetzt mal extra in Anführungszeichen gesetzt, denn die Betreuerinnen werden ja über die Jahre hinweg zu wichtigen Bezugspersonen der Kinder. Auch auf sozialen Netzwerken gibt es viele Mamas, die sich damit brüsten, dass sie zu 100 % Mutter seien. Sprich, sie gaben ihren Beruf auf, um sich voll und ganz um ihre Kinder zu kümmern.
Wie ihr sicher schon wisst, ist meine oberste Devise in der ganzen Mütter-Diskussion: „Leben und leben lassen.“ Wer sein Kind selber betreuen möchte und sich dies leisten kann, soll das tun. Heute will ich einfach darüber schreiben, wie sich die Kita auf die Entwicklung von Klein C. ausgewirkt hat.
Weshalb meine Tochter schon früh in die Kita ging
Klein C. kam schon sehr früh in die Kita – ihre Eingewöhnung begann mit vier Monaten und einer Woche. Für mich war das eigentlich viel zu früh. Gerne hätte ich eine längere Babypause mit meiner Tochter genossen. Da meine berufliche Situation aber lange unsicher war, meldete ich sie auf den 1. Februar 2016 in der Kita an. Und brachte sie dann auch hin. Einen subventionierten Kita-Platz vergibt man schliesslich nicht.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass das die richtige Entscheidung war. Auch wenn es mir das Herz in winzig kleine Stücke brach, als ich mein kleines Würmchen zum ersten Mal alleine bei den Betreuerinnen liess. Ich hatte ja auch erst gerade so teilweise abgestillt. Dafür konnte ich die zwei Tage, in denen Klein C. zur Kita ging, richtig effizient nutzen. Mich bewerben und an Vorstellungsgespräche gehen. Innerhalb weniger Monate hatte ich wieder einen wunderbaren Job gefunden.
Dass Klein C. auch von der Kita profitierte, wurde mir bewusst, als sie gut sechs Monate alt war. Ich nahm sie mit an eine Party, wo ein gleichaltriges Baby war. Während das andere Kind sofort zu weinen begann, wenn sich ihm Fremde auch nur näherten, schaut meine Tochter diese neugierig an und streckte ihnen die Arme entgegen. Darauf folgte prompt die Frage: „Ist sie sie denn ein Kita-Kind?“
Lernen fürs Leben in der Kita
Ich weiss nicht, ob alle Kita-Kinder so offen sind. Sicher ist, dass sich das Fremdeln bei Klein C. darauf beschränkte, unbekannte Personen während fünf Minuten kritisch anzuschauen. Um ihnen danach doch wieder ihr schönstes Lächeln zu schenken. Sie ist neugierig, will die Welt entdecken und weiss, dass sie durch ihren Charme fast alles bekommt. Ausser natürlich von der Mama, die gegen ihren Charme resistenter als alle anderen ist.
Gleichzeitig schätze ich es sehr, dass meine Tochter in der Kita Dinge lernt, die ich als Mama schlicht und einfach vergessen habe. Zuerst überraschte mich meine Tochter damit, dass sie nach mehrmonatigem Bananen-Streik plötzlich nicht genug der gelben Dinger bekommen konnte. Auf meine Nachfrage hin, antworteten sie in der Kita: „Also bei uns hat sie schon immer Bananen gegessen.“ Oder der Moment, als ich bemerkte, dass sich Klein C. beim Husten die Hand vor den Mund hält und beim Aufräumen einiges motivierter ist als zuvor. Alles Verdienste der Kita.
Und genau deshalb bin ich davon überzeugt, dass Klein C. davon profitiert, ein Kita-Kind zu sein.
5 comments
Ich denke, dass da jedes Kind seine persönliche Kita-Geschichte hat… für mich macht erstmal „die Dosis das Gift“. Wenn ich Kinder sehe, die täglich von 7-18 Uhr in der Kita stecken, dann stimmt das für mich einfach nicht. Warum Kinder bekommen wenn sich doch beide Elternteile lieber im Job verwirklichen? Ein Wochenendkind? Aber zum Glück sind das die wenigsten… ich finde einfach, dass die Fremdbetreuung nicht Überhand nehmen sollte.
Ich würde meine Kinder nicht als Kita-Kinder bezeichnen denn ich hatte sie nur zum Minimum von zwei halben Tagen dort (anfangs den Grossen noch bei einer Tagesmutter). Und für beide war das total unterschiedlich. Der Grosse hat es immer gehasst wie die Pest. Bis heute noch wenn er aussertourlich mal in den Hort muss (kam lange nicht mehr vor). Auch den Kindergarten begann er erst im 2. Jahr nicht mehr ganz so doof zu finden… Die Kleine hat die Kita geliebt und wäre gerne öfter hingegangen als sie durfte. Entsprechend ist auch sie das offenere Kind, aber das ist deren Charakter… ich denke es gibt Kinder, die von Natur aus offener sind als andere und Deine ist sicher auch so ein Kind. Und dann gibt es solche, die haben durchs Band einfach Mühe, von zuhause weg zu müssen. So wie mein Grosser… da ist es auch egal, ob es die Grosseltern sind oder die Schule. Er würde einfach am liebsten hier bleiben in seiner gewohnten Umgebung.
Übrigens ist hier das Zuhausesein als Vollzeit-Mama keine Frage des „sich leisten könnens“. Eher im Gegenteil: ich kenne viele Mamas, die 50-60% arbeiten und unterm Strich bleibt kaum etwas übrig. Die Kitas sind hier teuer, die Löhne gleichen es nicht aus, ich glaube da müsste die Frau schon einen sehr gut bezahlten Job haben, damit sich die Kita lohnt. Es wäre also für einige sogar günstiger, zuhause zu bleiben aber natürlich ist ja nicht das Finanzielle ausschlaggebend, sondern das „drin bleiben“, die Abwechslung etc. Auch bei mir ist das so… die Kita kostete etwa so viel wie ich (als Freelancer) verdiente. Aber ich brauchte die „Luft“, musste mal Zeit für mich haben… und so werde ich auch die Kleine, wie die Grossen damals, nach dem Sommer (habe alle erst mit 7-8 Monaten angemeldet weil mir das Stillen wichtiger war und ich eine Trennung für einen halben Tag auch für die Kinder noch nicht sah) langsam eingewöhnen…
Liebe Tamara, vielen Dank für deinen konstruktiven und sehr ausführlichen Kommentar. Da hast du ja wirklich viele Facetten beleuchtet. Ich persönlich würde es auch nicht übers Herz bringen, meine Tochter fünf Tage pro Woche in die Kita zu geben. Ich würde sie viel zu fest vermissen. Im Gegensatz zu anderen (leider), will ich nicht über andere Familien urteilen. Ich denke, alle sind anders. Und deshalb finden alle eine Lösung, die für sie passt. Für mich und meine geistige Gesundheit (von der Altersvorsorge mal ganz abgesehen) ist es sehr wichtig, dass ich arbeite. Ausserdem würde ich es schrecklich finden, von meinem Mann „Taschengeld“ zu bekommen. Da habe ich lieber mein eigenes Geld und kann mir davon leisten, was ich möchte. Ohne Diskussionen. Auch wenn es am Schluss meistens doch Sachen fürs Kind sind 🙂
Das stimmt, dass alle anders sind, aber eben, das Konzept „Wochenendfamilie“ leuchtet mir wenig ein… 😉 Die Altersvorsorge ist tatsächlich ein Thema… und das Taschengeld fehlt mir auch, also leiste ich mir nicht viel. Das Geld, das ich verdiene geht auch direkt auf’s gemeinsame Konto, dient also den Ausgaben, die wir monatlich decken müssen. Übrig bleibt am Ende wenig… es ist aber leider auch so, dass ich als Journalistin hier auf dem Land kaum eine (gut bezahlte) Teilzeitstelle in der Nähe finden würde. Ich habe sogar eine Journalisten-Freundin (ebenfalls Mama von 2 Kindern), die 3x in der Woche eine Zugstunde nach Zürich pendelt weil dort der Lohn um einiges höher ist. Wer weiss, ob ich so einen Job irgendwann auch in Erwägung ziehen würde aber momentan passt es trotz aller Abstriche so wie es ist 🙂
Ich möchte mich hier kurz einklinken und etwas zum Thema „Wochenendkind“ sagen. Klar ist es für jede Mutter schön möglichst viel Zeit mit dem Kind zu verbringen. Aber wir müssen uns bewusst sein, dass wir hier in der Schweiz sehr privilegiert sind, was was das betrifft. In kaum einem anderen Land ist es noch möglich, dass ein Elternteil praktisch ausschliesslich zu Hause bleiben kann. Und die Frauen in der Schweiz können es auch nur, weil die Männer für sie arbeiten. Würden sich die Männer künftig auch weigern, weil sie auch nicht nur Wochenendpapis sein wollen, wer arbeitet dann noch? Dies einfach als Denkanstoss
Ja das ist ein Thema, was gern diskutiert wird. Meine Mädels kamen jeweils mit knapp 6 Monaten und 7 Monaten in die Krippe für 2 bis 3 Tage die Woche. Diese ist direkt bei uns im Quartier, sodass die Mädels eigentlich fast daheim sind. Sie gehen gern und haben meiner Meinung auch davon profitiert. Und für mich persönlich sind Vorteile auf jeden Fall mein eigenes Geld zu haben, ein bisschen Auszeit vom Familienalltag zu haben und natürlich auch die Pensionskasse. Ich bin auch mit einer arbeitenden Mama gross geworden und hätte es mir für uns als kleine Familie auch nicht anders vorstellen können. Wichtig ist für mich trotzdem mehr Zeit für die Familie zu haben als zu arbeiten und das bekommen wir gut hin. Ein weiterer positiver Effekt der Krippenbetreuung ist für mich, die weit von der Familie weg wohnt, auch dass die Mädchen noch andere feste Bezugspersonen haben, die ihnen anderen Input geben als ich oder wir als Eltern es können.
Ich wünsche mir einfach, dass jede Familie für sich die richtigen Entscheidungen trifft und die Entscheidungen Anderer akzeptiert, denn wir sind alle einzigartig 🙂