Home Home „Weshalb ich meine Tochter 4,5 Jahre lang stillte“

„Weshalb ich meine Tochter 4,5 Jahre lang stillte“

by Deborah

Die Person aus dem Titel bin natürlich nicht ich. Wie die meisten von euch wissen, ist Klein C. erst zwei Jahre alt. Und sie wurde schon vor langer, langer Zeit abgestillt. Jetzt, so kurz vor der Geburt des Babybruders, habe ich mich wieder intensiv mit dem Thema Stillen auseinandergesetzt. Und dabei gemerkt, dass Frauen, die ihre Kinder länger als sechs Monate stillen, eigentlich ziemlich häufig sind. Zumindest nicht im Geringsten so selten, wie ich ursprünglich gedacht habe. Ob man das nun „Langzeitstillen“ oder „Normalzeitstillen“ nennt, lasse ich an dieser stelle offen.

Nun gut. Ich habe mich dann lange gefragt, wieso dass man sich entscheidet, sein Kind so lange zu stillen. Und habe mich dann entschlossen, eine zu fragen, die es wissen muss. Bloggerin Tamara von Mama mal 3 hat ihre zweite Tochter 4.5 Jahre lang gestillt. Nämlich so lange, bis sie sich selber abgestillt hat.

Weshalb Klein C. und ich nie eine innige Stillbeziehung hatten

Aber zuerst will ich euch meine Stillgeschichte erzählen: „Wie ich bereits erwähnt habe, hatten Klein C. und ich einen holprigen Stillstart. Ihre ersten 4 Lebenswochen konnte sie eigentlich gar nicht stillen, nur beissen. Liebevoll nannte ich sie auch „mein kleiner Piranha“. Aber wie unsere Tochter, biss auch ich mich durch. Und irgendwann konnte ich sie stillen. Zwar nicht ganz exklusiv, ein Schoppen am Abend musste sein. Aber das war ok für mich.

Manchmal wurde ich von anderen Müttern gefragt, ob ich denn stille. Gefolgt von der Aussage: „So toll, Stillen ist doch das Schönste auf der Welt!“ Diese Aussage konnte ich so gar nicht nachvollziehen. Denn Klein C. und ich hatten nie, was man als „liebevolle Stillbeziehung“ bezeichnet. Ich stillte sie, weil es mir praktisch schien und ich wollte, dass sie alle Vorzüge der Muttermilch bekommt. Aber sie war da ganz anderer Meinung. Das Spannendste am Stillen fand sie, anzudocken, nur um sich wenige Sekunden später wieder loszureissen. Dies war unser Stillvorgang. Ihr wollt euch nicht vorstellen, was das mit meinen Brustwarzen machte.

Aber ich biss mich weiter durch. Monat für Monat. Und liebäugelte trotzdem immer mehr mit dem Abstillen. Gleichzeitig war ich aber auch stolz, dass ich den abendlichen Schoppen von 200 ml auf 60 ml reduzieren konnte. Dachte ich. Den Ausschlag, teilweise abzustillen, gab mir die 4-Monats-Kontrolle. Innerhalb zweier Monate purzelte Klein C.s Gewicht von der 97er auf die 25er Perzentile. Klar, ich hätte es weiter versuchen können, aber ich mochte irgendwie nicht mehr.

Auch Klein C. mochte nicht mehr. Sie bevorzugte ganz klar Schoppen und Pulvermilch. Und so entschloss ich mich am Vorabend einer Hochzeit, zu der wir ohne Klein C. fahren wollten, abzustillen. Zu diesem Zeitpunkt war unsere Tochter 5,5 Monate alt. Und ja, ich hätte mir eine Pumpe organisieren und sie danach weiter stillen können. Aber ich freute mich darauf, wieder selber über meinen Körper zu verfügen. Zu trinken, wann ich wollte. Zu essen, was ich wollte. Eine Tablette zu nehmen, ohne mir über mögliche Auswirkungen auf das Kind Gedanken zu machen.“

„Ich wollte mein Kind den Abstillzeitpunkt bestimmen lassen“

Und jetzt übergebe ich das Wort an Tamara. Ihre Erfahrung könnte gegenüber meiner nicht unterschiedlicher sein. Ich habe übrigens immer noch ein latent schlechtes Gewissen gegenüber Klein C., dass ich sie nicht länger gestillt habe. Und ich möchte auch jeden Fall versuchen, den Babybruder voll zu stillen, bis ich wieder arbeiten gehe.

„Ich habe es nicht geplant, lange zu stillen. Es kam einfach so. Mein erstes Kind stillte ich nach 10 Monaten leider relativ abrupt ab weil die Hebamme dazu riet (hatte plötzlich wieder einen Riss in der Brustwarze) und ich es nicht besser wusste. Das bereue ich noch heute. Beim 2. Kind wollte ich definitiv den Abstillzeitpunkt das Kind bestimmen lassen, sofern es für uns beide passt. Ich hatte einfach nur Gutes über das lange Stillen gehört.

Im ersten Lebensjahr spielt Milch noch die Hauptrolle in der kindlichen Ernährung und ich sah keinen Grund darin, plötzlich auf künstliche Pulvermilch, Sauger und Flasche zu wechseln, war doch das Stillen einfach, schnell und bequem. Aber auch über das erste Lebensjahr hinaus, sah ich keinen Grund, ihr einen Becher oder Flasche mit Kuhmilch zu geben. Muttermilch war doch nach wie vor optimal für sie. Sie ass normal vom Tisch, stillte zwischendurch und zum Einschlafen.

Ich dachte damals, dass das Kind sich bestimmt auf den 2. Geburtstag hin abstillt weil sie zu dem Zeitpunkt nur noch selten stillte. Aber irgendwann wurde es wieder mehr und es wurden über 4,5 Jahre draus  Zu dem Zeitpunkt war es aber nur noch ein sehr kurzes, beruhigendes Ritual, das sie 2-3 die Woche zum Einschlafen pflegte. Milch floss da vermutlich länger keine mehr, denn sie nuckelte vielleicht 1-2 Minuten, mehr nicht. Da ich zu diesem Zeitpunkt wieder schwanger war, war mir das Nuckeln unangenehm, was ich ihr auch sagte. Und so war es eines Tages das letzte Mal und ich kann nicht mal mehr sagen, wann. Sie hat nie wieder danach verlangt, auch nicht, als das Baby dann auf der Welt war.

Ich bin der Meinung, dass jede Mutter selber entscheiden soll, wie lange sie die Stillbeziehung zu ihrem Kind aufrechterhält, denn es geht niemand anderen etwas an. Im besten Falle geschieht der Abstillzeitpunkt einvernehmlich mit dem Kind oder wird sanft eingeleitet. Wichtig finde ich, dass eine Mutter sich nicht von äusseren Umständen gezwungen fühlt, obwohl sie mit dem Herzen noch am Stillen hängt.

Stillkinder, so zeigt die Erfahrung, sind sehr flexibel und kommen ab Beikostalter auch gut einige Stunden ohne Stillen aus. Später auch Tage. Manche akzeptieren abgepumpte Milch, andere machen einfach eine „Stillpause“. Meine Tochter konnte im Alter von 2,5 Jahren auch bei der Schwiegermutter übernachten und brauchte keine Milch zum Einschlafen. Früher haben wir es nicht versucht, aber es wäre sicher problemlos möglich gewesen. Eine vertraute Bezugsperson reicht völlig aus.

Damals machte es auch meine Brust problemlos mit, nur bei mehreren Tagen empfiehlt es sich, regelmässig auszustreichen oder eine Pumpe mitzunehmen, denn auch wenn das Kind nicht mehr häufig stillt, kann es nach langer Stillpause zu einem Milchstau kommen.

Das lange Stillen war für mich eine wunderbare Erfahrung. Ich konnte meine Tochter immer rasch trösten oder zum Einschlafen bringen. Je älter sie wurde, desto weniger wurde das Stillen, sowohl die Abstände als auch die Dauer. Es war schön, mitzuerleben, wie sie grösser wurde und wie natürlich sich das Stillen langsam aber sicher einfach ausschlich. Ich möchte diese Erfahrung nicht mehr missen und bin gespannt, wie sich die Stillzeit mit meinem jetzigen Stillmäuschen (9,5 Monate), das einen ganz anderen „Still-Charakter“ hat (schnell, kurz und nur wenn sie hungrig ist; einschlafen tut sie nie an der Brust), noch entwickelt .“

 

Tamara hat übrigens noch eine zweite Webseite: auf Nestwärme widmet sie sich allem, was mit Tragen, Stillen und Attachement Parenting im Allgemeinen zu tun hat.

 

 




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1 comment

De Shkodra 3. November 2017 - 16:20

Wow schön Tamara! ach ich hatte nach 2.5 Jahren genug und war froh dass sie mir plötzlich sagte IIIHH guuuusig und nicht mehr wollte 🙂 beim zweiten sind wir nach wie vor täglich dran, er ist ja auch erst 10 Monate 🙂 mal schauen wie lange es diesmal geht. Mein Gefühl sagt mir aber eher kürzer 🙂 NORMALIZE BREASTFEEDING 😀 !

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