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Kind oder Karriere – gilt das auch heute noch?

by Deborah

Im letzten Monat gaben gleich drei meiner Facebook-Freunde bekannt, dass sie einen Korrespondentenjob angenommen hatten. Mein Traumjob, seit ich ganz klein war. Obwohl ich Journalistin bin, schien mir dieser Karriereschritt immer unerreichbar. Ich dachte, die Zeit der grossen Korrespondentenkarrieren sei vorbei und wenn, dann komme man sowieso nur mit den richtigen Beziehungen an den Job.

Falsch gedacht. Wir –die drei künftigen Korrespondenten – haben ähnliche Berufserfahrungen und teilweise identische Ausbildungen gemacht. Ähnliche Sprachkenntnisse. Nur, dass sie mit 30 – als ich mich entschied Kinder zu haben – voll auf ihre Karriere setzten. Eine Entscheidung, die sich für sie gelohnt hat. Ich mag es ihnen von Herzen gönnen.

Von der gefragten Arbeitnehmerin zur Persona non grata

Während also ihre Karriere so richtig Fahrt aufnahm, landete meine auf dem Abstellgleis. Zumindest vorübergehend. Denn als ich mich nach meinem Mutterschaftsurlaub nach einer neuen Stelle im 60-Prozent-Bereich umsah, wollte mich zunächst niemand einstellen. Mein Kind sei zu klein, es schlafe zu wenig, es sei zu oft krank, hiess es an den vielen Vorstellungsgesprächen. Wohlgemerkt, ich bewarb mich meist für Stellen, für die ich überqualifiziert war. Es gibt leider nur sehr wenige, herausfordernde Teilzeitjobs. Durch die Tatsache, dass ich Mutter geworden war, wurde ich von der gefragten Arbeitnehmerin, der immer mal wieder Jobs angeboten wurden, zur Persona non grata.

Das dauerte natürlich nicht ewig. Ich habe eine tolle Stelle gefunden, auf die wohl gar nicht so wenige eifersüchtig sind. Und ich hatte das Privileg, mir nebenbei diesen Blog aufzubauen, der sehr gerne von euch gelesen wird. Und mir so nebenbei einen zusätzlichen Kolumnisten-Job einbrachte. Ich kann mich also nicht beklagen, oder?

Also doch: Kind oder Karriere?

Nein, tatsächlich nicht. Trotzdem musste ich einige Nächte über die Tatsache schlafen, dass ich wohl nie eine Korrespondentenkarriere haben werde. Klar, der Papa meint, ich könne noch Karriere machen, wenn die Kinder grösser sind. Da hat er natürlich recht. Trotzdem würde ich meine schulpflichtigen Kinder nicht um die halbe Welt schleifen und riskieren, dass sie eventuell alle paar Jahre die Schule wieder wechseln müssen. Soviel Stabilität möchte ich ihnen mitgeben.

Also keine Korrespondentenkarriere. Vielleicht auch gar keine Karriere im klassischen Sinne. Was aber auch nicht so schlimm ist. Denn mein Glück habe ich anderswo gefunden. In der Familie, bei meinen Lieben. In der Tatsache, dass ich zwei wunderbare Menschen geschaffen und das Glück habe, sie aufwachsen zu sehen. Sie zu unterstützen, zu lieben, für sie da zu sein. Es ist ein unglaubliches Privileg, Mama sein zu dürfen.

Ich bin mir sicher, ich werde meinen Weg gehen. Nicht nur als Mama, sondern auch im Beruf.

PS: Diesen Artikel habe ich stehend geschrieben. Mit Baby im Tragetuch. Der Kleine hatte plötzlich schlechte Laune. Ich finde ja, die Multitaskingfähigkeiten von Müttern sollten in der Arbeitswelt stärker geschätzt werden.

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1 comment

STADT LAND GNUSS 13. Dezember 2017 - 9:41

Ja die Multitasking-Fähigkeiten sollten echt mehr geschätzt werden! Toller Artikel.

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