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Die Entthronung der Erstgeborenen

by Deborah

Es war ein ruhiger Abend, dem ein ganz normaler Tag vorangegangen war. Mama und Papa waren gerade damit beschäftigt, die Küche aufzuräumen. Der Babybruder – damals etwa einen Monat alt – schlief friedlich in seinem Bettchen. Doch dieser Frieden sollte nicht lange anhalten. Schliesslich lebte in diesem Haushalt in äusserst temperamentvolles Kleinkind.

Langsam, ganz langsam, schob Klein C. ihren Tripp Trapp ans Babybettchen. Kletterte hinein und biss – ganz skrupellos – den Babybruder in den Rücken. Mama und Papa kamen herbeigerannt. Und waren zunächst ratlos, wie sie auf diese Eifersuchtsattacke reagieren sollten. Klar, es war nicht das erste Mal, dass C. auf ihren Bruder eifersüchtig war. Sie schlug, biss und bewarf ihre Eltern mit Holzklötzchen. Bisher hatten sich ihre Attacken allerdings nicht gegen den Babybruder gerichtet.

Instinktiv packte der Papa Klein C., die übrigens nicht die geringste Spur von Reue zeigte, stellte sie ihn ihr Zimmer und verliess dieses wieder. Das Kleinkind war verzweifelt. Und natürlich endete das Drama darin, dass der eine Elternteil den Babybruder und der andere Klein C. trösten musste.

Strafe vs. Grenzen setzen

Dies war zum Glück der Höhepunkt der kleinkindlichen Eifersucht. Danach begann ich mit intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Ich googelte „Die Entthronung der Erstgeborenen“ und las mich durch diverse Foren. Denn ich muss euch ehrlich sagen, diese Attacke liess mich ratlos. Ich wollte C. nicht bestrafen – schliesslich wusste ich, dass diese Zeit für sie sehr schwer war. Trotzdem wollte ich ein klares Zeichen setzen, dass wir Gewalt gegen andere Lebewesen nicht tolerieren.

Ein Artikel handelte davon, wie wichtig es sei, den Grossen auch ab und zu Priorität einzuräumen. Auf ihre Bedürfnisse nicht immer mit „Ja, gleich, ich muss zuerst noch das machen“ zu reagieren. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Klein C. musste im letzten Monat wirklich immer hinten anstehen. Nicht nur beim Stillen (wo die Prioritäten klar sind), sondern auch beim Windeln wechseln, beim Haushalt, you name it.

 

Negative Aufmerksamkeit suchen

Also entschloss ich mich ganz bewusst, wieder „C. & Mama“-Zeit zu schaffen. Packte den Babybruder ins Tuch und ging mit ihr in den Zoo zu ihren Lieblingstieren (neben Hasen, versteht sich), den Orang Utans. Setzte stundenlang Miffy-Puzzles zusammen, während sich die Wäsche türmte und der Babybruder auf meinen Beinen Bauchtraining machte. Zudem fragte ich sie immer, wenn sie wieder anfing zu schlagen oder zu beissen, was mit ihr los sei und knuddelte sie. Durch meine Recherchen habe nämlich auch vom Konzept der „negativen Aufmerksamkeit“ erfahren…

Hat es genützt? Vielleicht… vielleicht brauchte Klein C. auch einfach etwas Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen. Seit einigen Wochen ist sie nämlich wieder zuckersüss, zu ihren Eltern als auch zum Babybruder. Ihr Morgenritual besteht darin, ihm einen Kuss zu geben und wenn er weint, meint sie (schon fast ein bisschen herrisch): „L. Mama Brüscht trinke“.

Ich wage zu behaupten, dass wir nun endlich in unserer neuen Familienkonstellation angekommen sind. Drückt uns die Daumen, dass es so bleibt.

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1 comment

Sophia 26. November 2022 - 21:37

Klappt bei uns leider gar nicht. Wir geben unserer Zweijährigen viel Exklusivzeit – allerdings fordert sie von sich aus viel Zeit mit dem kleinen Bruder und beiden Eltern ein und will oft gar nicht alleine mit einem von uns was machen. Wir dachten auch erst, das wäre die Lösung, aber hier klappt das leider nicht. 🙁 Schön, dass das für euch jedoch die Lösung war!

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