„Du sag mal, wie ist das mit dem Stillen in der Öffentlichkeit in der Schweiz?“, fragte mich meine indische Nachbarin kurz nach der Geburt ihres Sohnes. Sie fragte sich, ob sie lieber abpumpen sollte und dem Kleinen unterwegs die Flasche geben sollte. Sie war sich amerikanische Verhältnisse gewöhnt – dort ist Stillen in der Öffentlichkeit leider offenbar ziemlich verpönt.
Klein C. war zu diesem Zeitpunkt vier Monate alt und ich schon ziemlich stillerprobt. Immer nur mit dem Kind zu Hause bleiben, war nämlich noch nie meine Sache gewesen. Und so nahm ich Klein C. überall hin mit – und stillte sie entsprechend auch überall.
Stilloberteile und Stillschals
Als ich zu stillen anfing, fragte mich mich – wie wohl die meisten Neu-Mamas – wie das mit dem Stillen ausserhalb der eigenen vier Wände wohl so klappen würde. Der Gedanke, einfach so meine Brüste auszupacken und sie fremden Leuten ins Gesicht zu halten, schreckte mich ab. Und so kaufte ich mir einen Stillschal und ein Stillcover.
Am Anfang kamen diese immer zum Einsatz. Und zwar sehr häufig. C. hatte zum Beispiel eine Vorliebe, immer im ÖV stillen zu wollen. Egal ob im Bus, Tram oder im Zug – ich habe schon überall gestillt. Mit der Zeit bedeckte ich mich immer weniger. Ich sah meine Brust immer weniger als etwas Sexuelles, als viel mehr als Nahrungsquelle für mein Baby. Ausserdem wurden wir immer routinierter. Mehr als ein kleiner Nippelblitzer gab es vor dem Andocken kaum mehr.
Auch den Babybruder stille ich wieder immer und überall. Bedeckt haben wir uns nur anfänglich, als der Kleine noch ewig lange nach der Brust suchte. Auch in Restaurants greife ich zum Tuch, falls ich mich nicht diskret in eine Ecke zurückziehen kann. Ansonsten sind wir schnell: Still-BH auf, das Stilloberteil ebenfalls und schwups, nach rund fünf Minuten ist der Spuck meistens schon vorbei. Beim zweiten Kind ist man halt schon viel routinierter.
Viele wohlwollende Blicke
Wir gehören also zu den Diskretstillern. Mehr als eine Brustwarze ist dank Stilloberteil bei uns nie zu sehen. Ich finde es absolut in Ordnung, wenn andere Mamas ihre ganze Brust auspacken. Mich persönlich stört es nicht im Geringsten. Nur mein Ding ist es nicht.
In meiner Stillzeit habe ich nicht eine negative Bemerkung gehört. Im Gegenteil: wohlwollende Blicke und Komplimente waren die Regel. Wenn ich mit Säugling unterwegs war, wurde ich in Kindergeschäften und Apotheken teilweise sogar gefragt, ob ich noch stillen müsse. Man habe übrigens einen Extra-Raum dafür. Deshalb würde ich die Schweiz generell als sehr stillfreundlich bezeichnen.