„Regression (Psychoanalyse): das Zurückfallen in kindliche Verhaltensmuster“. So definiert Wikipedia den aktuellen Zustand von Klein C. Nicht, dass mich andere Eltern nicht vorgewarnt hätten. Aber nie, wirklich niemals im Leben, hätte ich gedacht, dass wir auf unserem Balkon tatsächlich einen Nuggibaum einrichten müssten.
Und das kam so: Klein C. war niemals ein grosses Nuggi-Kind. Als Baby brauchte sie ihn bald nur noch um einzuschlafen. Im Alter von 10 Monaten nahm sie den Nuggi plötzlich ganz empört und schmiss ihn aus ihrem Bettchen. Damit hatte sich das Thema Nuggi für uns erledigt. Wir waren froh, dass dies so schmerzlos über die Bühne ging. Denn immer wieder hörten wir von regelrechten Nuggidramen im Kindergartenalter.
Wie wir uns doch irrten. Zur Geburt des Babybruders durfte Klein C. ihm zwei Nuggis kaufen. Der Babybruder interessiert sich nur mässig dafür. Manchmal nimmt er ihn zum Einschlafen kurz in den Mund. Nach zehn Minuten wird er meistens wieder ausgespuckt. Eigentlich wunderbar – schon wieder kein Nuggikind.
Äääääähmmmmm…. nein. Wir haben tatsächlich wieder ein Nuggikind zu Hause. Und zwar eines, das schon fast 2.5-jährig ist. Wie eine Irre stürzt sich C. auf jeden Nuggi, den sie findet und steckt ihn sich in den Mund. Immerhin scheint sie das Nuckeln verlernt zu haben, sie beisst dafür leidenschaftlich darauf herum.
Wie man dem Kleinkind den Nuggi abgewöhnt
Zuerst versuchten wir es mit Vernunft. Erklärten ihr, dass der Nuggi schlecht für ihre Zähne seien. Dass nur Babys ohne Zähne einen Nuggi haben dürften. Liessen auch die Schulzahnärztin ihr einen kleinen Vortrag dazu halten. Mission failed.
Dann versuchten wir an ihr Ehrgefühl zu appellieren. Sie sei doch kein Baby mehr (was ja eigentlich nicht so ganz stimmt). Dies bestritt sie vehement. „Doch, C. Baby si, Nuggi gern ha.“ Mission failed. Again.
Dann kam – ganz im Widerspruch zu Montessori, Attachement Parenting und überhaupt – die Droh- und Belohnungsphase. Samichlaus, Christkind, Osterhase, Jamadu oder auch das grosse Kinder-Überraschungsei mussten herhalten. Das wirkte. Aber leider nur kurzfristig. Am nächsten Tag ertappten wir C. schon wieder mit einem Nuggi des Babybruders im Mund. Mission failed all over.
Dann kam die „Objekt des Grauens verstecken“-Phase. Blöderweise kann C. wunderbar suchen. Und dank Klettergeschick gibt es auch keinen, aber wirklich keinen, Ort in der Wohnung, den sich nicht erreichen könnte. Mission failed completely.
Und dann, ja dann, kam der Papa plötzlich auf die Idee, den kleinen Kirschbaum auf unserem Balkon zum Nuggibaum umzufunktionieren. C. hatte diese nämlich bereits im Tierpark Goldau, im Züri Zoo und beim Zahnarzt gesehen und reges Interesse daran gezeigt. Seither wandelt jeder Nuggi, der in C.s Mund war, konsequent auf den Nuggibaum. Voller Stolz hängt sie ihn auf. Manchmal bereut sie es zwar später wieder, akzeptiert die Institution des Baumes dennoch. Mission accomplished.
Bis auf die Tatsache, dass der Babybruder nun immer weniger Nuggis nur Verfügung hat, wenn er doch mal einen braucht.
Babywippe, Schoppen und Tragen
Der Nuggi ist übrigens nicht C.s einzige Form der Regression: Man legt sich plötzlich wieder in die Babywippe, beisst auf Kauspielzeug herum, versucht die Ovomaltine aus dem Schoppen zu trinken, möchte mit dem Tuch auf Mamas Rücken gebunden werden und hat sogar schon versucht „Brüscht trinke“ auszuhandeln. Gegen letzteres hat sich Mama dann doch gewehrt – zu gross war die Angst vor diesem Mund voller Zähne.
Wir wissen, dass ein gewisser Rückfall in das Babyalter bei der Ankunft des kleinen Geschwisters normal ist. Nur fragen wir uns, wie lange dieser wohl andauert. Kennt ihr dieses Phänomen und wann wurde es bei euch wieder besser?