Lanzarote – eine geteilte Meinung in unserer Familie. Die Last-Minute-Entscheidung für sonnige Badeferien entpuppte sich als Abenteuer. Wind, Pauschaltourismus und unerwartete Herausforderungen prägten unseren Aufenthalt. Zwischen Vulkanlandschaften und Kunstwerken Cesar Manriques erlebten wir Höhen und Tiefen. Lest hier, warum Lanzarote mehr ist als ein beliebtes Urlaubsziel. Aber lasst mich zuerst erzählen, wie wir überhaupt im März auf den kanarischen Inseln gelandet sind.
Eine „Last Minute“-Entscheidung
Es hatte natürlich – wie immer – damit zu tun, dass wir buchungsfaul sind. Eine Reise zu organisieren hat bei uns immer mit Konflikten zu tun. Die Mama ist total euphorisch, der Papa wahnsinnig gestresst, weil er seine Ferien am liebsten zu Hause verbringen möchte. Und so schieben wir es hinaus. Bis es fast zu spät ist.
Einmal kam das gut: wir landeten „Last Minute“ auf Malta und verbrachten dort mit Klein C. wunderbare Badeferien. Doch dieses Mal… Es war wieder Mama, die unbedingt verreisen wollte. Nach einem Jahr in der Schweiz, hatte sie das Gefühl, dass ihr so langsam die Decke auf den Kopf fiel. Zudem brauchte sie nach einem langen Winter unbedingt ein wenig Sonne.
Es sollten wieder Badeferien werden. Einfach ein wenig entspannen, ein bisschen sein, das Leben mit zwei Kindern geniessen. Wir wussten, dass es finanziell nicht ganz ohne sein würde, da wir jetzt für Klein C. auch bezahlen mussten. Also dachten wir spontan an Thailand: gutes Essen und bezahlbar. Weit gefehlt: Weil wir so knapp verreisen wollten, waren alle bezahlbaren Flüge ausgebucht. Und so schlug uns die Reisebüro-Mitarbeiterin die Kanaren vor. Klar, sie sagte schon, dass es eventuell noch ein bisschen kühl zum Baden sei.
Wind – unglaublich viel Wind
Aber was uns dort erwartete, machte drei von vier Familienmitgliedern relativ unglücklich. An den ersten zwei Tagen war es windig, aber noch ganz in Ordnung. Ab dem dritten Tag war der Wind so stark, dass es einfach nur noch kalt war. Der Babybruder hasste Wind und weinte, sobald er auch nur ein Lüftchen auf seinen Wangen spürte. C. war unglücklich, weil es ihr den ganzen Sand ins Gesicht blies und sogar sie, der wirklich nie kalt ist, den (wohlgemerkt beheizten) Pool nach zehn Minuten mit blauen Lippen verlassen musste. Abendessen draussen? Fehlanzeige, trotz Jacken und Heizpilzen.
Einzig der Papa fand es toll: „Ich fühle mich so richtig lebendig“, war seine Argumentation. Ausserdem seien wir auf den Kanaren, da sei Wind normal. Unsere Reiseleitung informierte uns dann darüber, dass so starker Wind zu dieser Jahreszeit (wir reisten Mitte März) sehr ungewöhnlich sei… Ob wir nur Pech hatten oder ob das der Klimawandel war? Egal. Ungemütlich war es auf jeden Fall.
Hauptsache billig?
Ich weiss nicht, ob es an unserem Ferienort lag. Wir gingen ins Hotel Seaside Los Jameos Playa in Puerto del Carmen. Es wurde uns wegen des guten Essens empfohlen. Das Essen war tatsächlich sehr gut. Nur machte es mir – als Laktoseintolerante – wahnsinnige Bauchschmerzen. Zwar waren die Allergene angeschrieben. Es war aber praktisch unmöglich, ein Gericht ohne Milch zu finden. Uns so ernährte ich mich zum Schluss fast nur noch von Reis, Gemüse und Fleisch. Das Hotel war schön, ich kann mich nicht beschweren. Und es hatte einen Mini-Club mit Bällelibad. C. war im siebten Himmel (das Personal war übrigens auch super freundlich, Kinder unter 4 Jahren müssen aber von Erwachsenen begleitet werden).
Ich merkte allerdings – einmal mehr – dass so grosse Hotelanlagen nichts für mich sind. Es war Nebensaison und trotzdem musste man sich am Buffet einen Kampf liefern. Dass die anderen Hotelgäste Rücksicht auf das Kleinkind an meiner Hand genommen hätten? Fehlanzeige! Immer wieder musste ich eishockeymässig unsere Mitgäste checken, damit sie nicht in unsere Tochter über den Haufen rannten.
Ob die Schlacht am Buffet eine Frage der Nationalität war? Ich weiss es nicht. Sicher ist, dass in unserem Hotel die deutschen Rentner dominierten. Und zwar diejenigen, die schon 20 Minuten bevor das Buffet eröffnet wurde, vor dem Restaurant auf der Lauer lagen.
Es wirkte zudem, als ob sich die ganze Insel auf die Bedürfnisse dieser Touristen-Gruppe angepasst habe. Hauptsache billig. Schönes Shopping mit speziellen lokalen Produkten oder einfach ein gutes, gemütliches Essen in einem kleinen, charmanten Restaurant? Fehlanzeige in Puerte del Carmen. Ich bin mir sicher, irgendwo hätte man dies sicher gefunden. Aber mit zwei kleinen Kindern mochte ich nicht stundenlang suchen…
Immerhin: ein Glacé-Stand ganz in der Nähe unseres Hotels war unser Highlight. Feine, handgemachte Glacé. Zwar – eben nicht – ganz billig, dafür wahnsinnig fein.
Lanzarote lebt vom Tourismus
Genau so ist es. Und zwar vom Pauschaltourismus. Das meiste ist auf Massenabfertigung ausgerichtet. Grosse Cars fahren in Massen über die Inseln und bringen die Gäste zum „5 Euro all you can eat“-Buffet. Dass man davon fast nichts Essen kann, weil die Qualität der Speisen so miserabel war, versteht sich von selbst. Nennt mich eine Zicke oder einfach verfressen: aber wenn ich kein gutes Essen bekomme, bekomme ich schlechte Laune.
Ich würde die Insel auch nicht als wahnsinnig kinderfreundlich bezeichnen. Zum Einen lag dies sicher wieder an der dominanten Touristengruppe. Dass man als Familie mit zwei kleinen Kindern irgendwo den Vortritt bekommen hätte? Fehlanzeige! Ich habe wohl noch selten so viele Ellenbogen in die Seite bekommen…
Natürlich gab es Ausnahmen: zum Beispiel die Hamburger Oma, die Klein C. auf einem unserer Ausflüge praktisch adoptiert hatte. Beziehungsweise umgekehrt. Denn unsere Tochter schnappte sich die betagte Dame und liess sie nicht mehr los. Sie erzählte noch lange davon, wie lieb sie zu ihr gewesen sei.
Die Spanier würde ich übrigens allgemein als kinderfreundlich bezeichnen. Nur wirkten viele Angestellte gestresst und mürrisch. Da half weder, dass wir in ihrer Landessprache mit ihnen kommunizierten, noch die Charmeattacken unserer Tochter.
Und von der Organisation will ich erst gar nicht reden. Ich möchte betonen, dass ich drei Monate in Laos gearbeitet habe und mich mit Chaos auskenne. Aber wenn das Flugzeug nicht abheben kann, weil diverse Passagiere doppelt gebucht wurden und der Passengercount nicht aufgeht…
Kakteen, Kunst & Kultur
So, aber jetzt genug genörgelt. Lanzarote hat nämlich auch zwei ganz spektakuläre Dinge zu bieten: die Vulkanlandschaft und Cesar Manrique.
Erstere ist einfach atemberaubend. Im Süden der Insel fährt man durch Lavalandschaften, ohne auch nur ein bisschen grün zu sehen. Die Vulkankrater im Nationalpark Timanfaya haben mich zutiefst beeindruckt. Eine Landschaft so karg, dass nur Flechten überleben können. Wunderschön!
In der Mitte der Insel befindet sich das Weinanbaugebiet La Geria. Wegen des Windes haben die Winzer kleine Steinmäuerchen um die Reben herum gebaut. Ein einzigartiges Konzept, das die Region zum optischen Highlight macht. Der Wein war leider – ich kann es nicht anders sagen – einfach nur sauer. Offiziell war es sehr trocken ausgebaut. Ich weiss nicht, ob es am vulkanischen Boden liegt? Sonne hätten sie auf Lanzarote auf jeden Fall genug.
Und Cesar Manrique. Ja, um den Künstler ist auf der Insel kein Rumkommen. Zum Glück. Er legte grossen Wert auf die Harmonie zwischen Landschaft und seinem Werk. Und das spürt man. Alle seine Werke sind magisch und kreieren – trotz Massentourismus – eine Oase der Ruhe. Jameos del Agua, Jardin de Cactus oder die Fundacion Cesar Manrique in der Mitte der Insel: ich würde euch empfehlen, keines seiner Werke auszulassen.
Unser Fazit zu Familienferien auf Lanzarote:
Die Natur auf Lanzarote ist wunderschön – wenn man es karg und windig mag. Unser Hotel war absolut ok, aber für unseren Geschmack zu gross. Es gibt sicherlich auch kleinere, charmante Unterkünfte oder Airbnbs. Vielleicht hatten wir einfach Pech oder sind zur falschen Jahreszeit gereist….
Ich habe übrigens aus unseren Fehlern gelernt. Die nächsten Ferien haben wir mehr als zwei Monate im Voraus gebucht. Wir werden in ein kleines Agriturismo nach Italien fahren. Das pure Gegenteil von Massentourismus also. Nicht sonderlich luxuriös, dafür familiär und mit ganz vielen Tieren. Ihr dürft also auf unseren nächsten Reisebericht gespannt sein.
3 comments
Schöner und ehrlicher Bericht! Schade dass ihr da etwas Pech hattet. Wir als eher ‚Kanaren-Muffel‘ fanden La Gomera (Valle Gran ReR bzw Vueltas) sehr schön entspannt. Hatten ein privates Apartment und somit keine Kinderbetreuung, aber alles bestens! Waren im September dort, vielleicht eine bessere Zeit als Frühjahr? Viel Erfolg mit Italien!
Hallo Deborah! Ich hab auch grad unseren Reisebericht über unsere Frühlingsferien verbloggt – Allerdings bezüglich des Kreuzfahrtschiffes. Wir waren mit unserer Tour auch in Lanzarote – Zwar nur 1 Tag, aber unsere Erfahrungen decken sich mit Euren. Es war seeeehr windig und kühl – Auch im April. Nun verstehe ich auch warum an den Stränden so viele Steinmäuerchen stehen 😂 Den Timanfaya Park mit seiner Vulkanwüste finde ich persönlich ebenfalls unheimlich eindrücklich. Genauso die Art wie Wein angebaut wird ohne Regen das ganze Jahr durch. Für eine Reise mit Kindern würde ich die Insel aber auch nicht mehr ins Auge fassen. Für naturinteressierte, individualreisende Erwachsenen finde ich sie jedoch unbedingt eine Reise Wert 🙂 Ich drück Euch die Daumen für die nächste Reise und freu mich schon darauf Euren nächsten Bericht zu lesen. Grüsse Alexandra
Hallo
Wir waren Mitte Februar dieses Jahres für 2 Wochen auf Lanzarote. Auch unsere ersten Familien Ferien zu viert.
Wir haben aber ein kleines Häuschen gemietet mit Pool und haben mit dem Auto die ganze Insel erkundet.
Für uns war es perfekt, und auf den Kanarischen Inseln fegt der Wind immer, ein Segelmeka schlecht hin.
Wir haben vor allem die Gastfreundschaft und die vielen tollen Spielplätze welche alle super im Schuss waren sehr genossen.
Baden war ein wenig frisch, aber im Shorty Neopren hat es für meine Grosse Tochter gut gepasst.
Gegessen haben wir immer in kleinen Restaurants, und auch hier immer Glück gehabt das wir überall wieder gehen würden.
Für und perfekt, auch wir sind Last Minute bucher 😉
Lg Jolanda