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Stoffies für Dummies – unser Stoffwindel-Versuch

by Deborah

Bei unserem ersten Kind, hatte ich mich Stoffwindeln komplett verweigert. Das Ganze schien mir zu kompliziert, zu teuer und natürlich zu schmutzig. Eigentlich eine spezielle Einstellung für jemanden, der sonst grossen Wert auf Nachhaltigkeit legt. Der Groschen fiel erst in der Zeit, als ich zwei Kinder wickeln musste. Woche für Woche brachte ich 30 Liter an Wegwerfwindeln zum Müllcontainer. Ich konnte es fast nicht glauben, wieviel Abfall wir da produzierten. Plastikmüll, versteht sich.

Also reifte in mir langsam der Entschluss, Stoffies, wie Stoffwindeln liebevoll genannt werden, eine Chance zu geben. Ich hatte mich ein bisschen eingelesen und wusste nun immerhin, dass das grosse Geschäft nicht ungefiltert in die Windel ging. Sondern in ein Windelvlies, das danach separat entsorgt wird. Ansonsten stand ich aber vor einem Rätsel: so viele Systeme, so viele Marken und so wenig Ahnung.

Also schrieb ich einer, die es wissen musste: Rosemarie Dütscheler von Windelzeit gehört zu den Stoffwindelpionierinnen der Schweiz. Sie bot mir sofort an, mir ein Testpaket zu schicken und erklärte mir alles detailliert per Skype. Dieses Wissen will ich nun weitergeben.

AIO, Höwis, Prefolds – die Windelsysteme im Überblick

Ich habe drei unterschiedliche Systeme ausprobiert: All in Ones (kurz AIO) respektive Komplettwindeln, Höschenwindeln (HöWIs) und Prefolds respektive Faltwindeln. All in One gleichen den Wegwerfwindeln am meisten. Dabei muss nichts gebüschelt werden, allenfalls achtet man darauf, dass Innenleben der Windel nicht rausschaut. Ansonsten werden sie mit Klett oder Druckknöpfen befestigt. Alles ganz einfach, ganz schnell und für uns auch genügend saugfähig.

Höschenwindeln sind komplett aus sehr saugfähigem Stoff. Darüber wird ein wasserdichtes Überhöschen getragen. Stichwort saugfähig: das sind sie. Dafür ist das Windelpaket auf relativ dick. Ich persönlich benutze Höschenwindeln deshalb in der Nacht – am Tag schränken sie den Babybruder doch etwas in seiner Bewegungsfreiheit ein. Dafür saugen und saugen und saugen sie. Aktuell halten Wegwerfwindeln bei uns praktisch nie dicht. Mit Stoffwindeln ist der Babybruder in 9 von 10 Nächten am Morgen noch trocken.

Prefolds ist ein Stück sehr saugfähiger Stoff, das in Windelform gefaltet wird. Dieses legt man dann in die Höschenwindeln. Ich mag Prefolds, weil sie schnell trocknen (auch ohne Tumbler in 24 Stunden, die anderen Windeln brauchen schon mal 48 Stunden) und wenig Platz wegnehmen, wenn man unterwegs ist. Zudem sind – im Vergleich zu den anderen Stoffwindeln – relativ günstig.

Es gibt auch noch weitere Systeme, diese habe ich aber nicht ausprobiert.

Sind Stoffwindeln tatsächlich teurer?

Wenn man von Kosten spricht: Ja, es stimmt, Stoffwindeln sind eine grössere Investition. All in Ones kosten um die 30 Franken, Höschenwindeln etwa 25 Franken, Überhöschen etwa noch mal so viel und Prefolds rund 13 Franken. Allerdings: diese Investition ist einmalig. Denn Stoffwindeln sind meistens One Size. Das heisst, sie lassen sich mit Druckknöpfen in der Grösse anpassen. Für Neugeborene passen viele Windeln noch nicht. Spätestens aber etwa mit 4 bis 5 Kilogramm können sie benutzt werden. Meistens bis zum Ende der Wickelzeit.

Ich habe mir das Ganze mal durchgerechnet: Benutzt man die Stoffwindeln länger als ein Jahr, sind sind günstiger als Wegwerfwindeln. Wenn man sich bereits früh für Stoffies entscheidet, kann man sich auch einen Teil der Ausstattung als Geburtsgeschenk wünschen. Das finde ich mal so richtig sinnvoll.

Alles, was ihr über das Waschen wissen müsst

Und jetzt zu meinem Stoffwindel-Experiment. Stoffwindeln sollte man nicht gleich nach dem ersten Waschen benutzen. Sie müssen zuerst ein paar Mal gewaschen werden, bis sie ihre voll Saugfähigkeit entfalten. Wie oft? Das kommt sehr auf die Windel an. Die TotsBots hielten schon nach drei Mal Waschen komplett dicht. Die Smart Bottoms hingegen brauchte sicherlich acht Wäschen. Rosemarie hatte mich dahingehend aber bereits entsprechend vorgewarnt.

Apropos Waschen: Stoffwindeln dürfen nicht mit jedem x-beliebigen Waschmittel gewaschen werden. Ich persönlich benutze das TotsBots-Waschmittel oder auch Filetti. Auch sonst ist das Waschen eine Sache für sich. Zwar dürfen die meisten Stoffwindeln bei 60 Grad gewaschen werden. Nötig ist das aber nicht immer. Viel wichtiger ist viel Wasser.Dafür benutze ich das Vorwaschprogramm und die Aquaplus-Taste. Wenn ihr diese nicht habt, könnt ihr auch zusätzliche Spühlgänge einschalten.

Ich hatte übrigens im Frühling angefangen mit Stoffwindeln zu wickeln. Damals reicht mir eine 40 Grad Wäsche mit Vorwäsche, etwas mehr Wasser und einem zusätzliche Spühlgang. Die Hitzewelle der letzten Zeit stellte mich vor neue Herausforderung: umso heisser, umso mehr stinken die Windeln nach einigen Tagen. Und wenn das Baby dann noch zahnt, kann der Urin-Geruch ganz schrecklich werden. Auch wenn ich sie etwa alle drei Tage gewaschen habe, so blieb doch ein gewisser Harngeruch in den Windeln.

Also begann ich weiter zu experimentieren. Mit Waschmittel – das machte keinen Unterschied. Dafür schaltete ich noch mehr Wasser und noch mehr Spühlgänge dazu. Und liess die Windeln auf dem Balkon lufttrocknen. So habe ich den Geruch wieder herausgebracht. Aktuell dauert dafür ein Spülgang 2 Stunden. Der Papa findet es nicht soooo lustig, wenn die Waschmaschine für 2 Stunden am Stück besetzt ist. Ich wäre natürlich nicht ich, wenn ich nicht noch weiterrecherchiert hätte. Es gibt ein Pulver namens Miofresh, das eben diese Gerüche effizient beseitigen soll. Ich bin dann mal gespannt… Alles Details zum Waschen findet ihr hier.

Die richtige Aufbewahrung von Stoffwindeln

Und wie bewahre ich die Windeln eigentlich richtig auf? Für unterwegs gibt es sogenannte Wetbags. Die Stoffsäcke sind innen aus speziellem wasserdichten Stoff und lassen sich per Reissverschluss schliessen. Sie können gleich mit den Windeln mitgewaschen werden. Ich gebe zu, ich habe den Wetbag auch schon öfter vergessen. Dann habe ich die Windeln einfach in ein Plastiksäckchen gepackt. Funktioniert natürlich auch, ist halt einfach nicht nachhaltig.

Zu Hause habe ich einen grossen Plastikeimer, der sich luftdicht verschliessen lässt. Ich habe eine Wäschenetzt hineingelegt. Der Vorteil: Ich schmeisse die Windeln samt Wäschenetz in die Maschine. Den Eimer muss ich danach nicht putzen. Auslüften auf dem Balkon reicht, um diesen wieder geruchfrei zu kriegen.

Apropos Geruch: klar geht trotz Windelvlies manchmal etwas bei grossen Geschäft daneben. Dann spühle ich die Windel kurz heiss aus, wasche sie regulär und – wenn dann noch Flecken da sind – lasse sie an der Sonne trocknen. So habe ich noch jeden Flecken mit etwas Geduld wieder rausgebracht.

Und das sind unsere Lieblingswindeln

Relativ schnell merkte ich, welche Stoffwindeln zu uns passen. Am häufigsten greife ich zu All in Ones, da ich diese einfach am schnellsten angelegt habe. Besonders, da der Babybruder im Moment in einer intensiven „Ich drehe mich beim Wickeln“-Phase ist. Da mag ich die TotsBots Easyfit Star am liebsten. Sie sind sehr intuitiv, durch den Klett schnell angelegt, sind so saugfähig, dass wir es auch mal 6 Stunden ohne Wickeln geschafft haben, trotzdem nicht zu dick, schön weich und lassen dem Babybruder mit seinen schmalen Beinchen wunderbar. Wir sind einfach immer noch fast auf der kleinsten Einstellung. Stoffies müssen im Gegensatz zu Wegwerfwindeln knapp sitzen. Rosemarie Dütscheler vergleicht die Passform mit einer Hüftjeans, also unter dem Bauchnabel und nur knapp über dem Popo.

In der Nacht benutzen wir Petit Lulu Höschenwindeln mit Überhöschen von Milovia. Ich empfinde diese als sehr weich und flexibel. Sie passen sich wunderbar an den Körper des Babybruders an, schneiden nicht ein und stören so auch nicht im Schlaf.

Für die Prefolds von Thirsties sind die Milovia-Höschen jedoch zu gross. Da benutzt ich die Blueberry Capri. Sie hat doppelte Beinbündchen und ist deshalb sehr auslaufsicher. Ausserdem scheint sie mir schmaler geschnitten zu sein als die Milovia-Höschen.

Ihr merkt: ich habe mich für Stoffies entschieden. Allerdings nur in einer Teilzeit-Lösung. In der Fremdbetreuung kommen nach wie vor Wegwerfwindeln zum Einsatz. Übrigens tut sich auch der Papa nach wie vor schwer mit Stoffwindeln. Zwar befreit er den Babybruder heldenhaft aus seiner Nachtwindel, wäscht diese wenn nötig auch von Hand aus, zieht ihm danach aber eine Wegwerfwindel an. „Ich kann mich einfach noch nicht daran gewöhnen. Aber du kennst mich ja, ich tue mich immer ein wenig schwer mit neuen Dingen“, erklärt der Papa sein Vorgehen.

*Für diesen Artikel wurden mit Produkte von Windelzeit zur Verfügung gestellt.

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1 comment

Alex 12. Mai 2023 - 22:31

Wow, was für ein ausführlicher Bericht. Ich bin schwer begeistert. Grüße Alex

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