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Unser Leben mit High Need Kind

by Deborah

Lange weigerte ich mich meine Kinder zu kategorisieren. Hochsensibel, hochintelligent, high need – solche Begriffe waren mir ein Graus. Bis der Babybruder auf die Welt kam. Am Anfang dachte ich mir noch nicht viel dabei, dass er ununterbrochen stillen wollte, den Kinderwagen hasste und wenn überhaupt dann nur auf meinem Bauch schlief. Ich dachte mir, dass das ganz normal für ein Neugeborenes sei, diese Nähe zu suchen. Schliesslich hatte es zuvor neun Monate in Mamas Bauch gelebt. Klein C. sei wohl die Ausnahme gewesen, ein absolutes „Anfängerbaby“. „Irgendwann wird es leichter“, sagte ich mir. Der Babybruder brauche sicher nur etwas mehr Zeit um anzukommen.

Das ist auch 18 Monate später nicht geschehen. Der Babybruder hasst den Kinderwagen nach wie vor (natürlich nur bei Mama, bei allen anderen ist er toll), er schläft meist nur in direktem Körperkontakt (in seinem Fall bedeutet das Kopf an Kopf, auf ein Mini-Kissen gequetscht), er schläft tagsüber wenig und wacht in der Nacht häufig auf, und tut seinen Unmut über die Welt und die Gesamtsituation lautstark kund. Zudem ist er wahnsinnig eifersüchtig auf alle anderen Menschen, die potentiell Liebesbekundungen von Mama bekommen: Wehe, sie knuddelt Klein C. oder gibt Papa einen Kuss. Dann muss man sich mit lautem Geschrei dazwischen quetschen.

Die 12 Kriterien für ein High Need Baby

„Der Babybruder ist also schon sehr fordernd“, meinte der Papa immer mal wieder. Und als ich mal wieder in einer Facebook-Gruppe von nicht ganz einfachen Kleinkindern las, fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Auch wenn der Babybruder per Definition kein Schreikind war, so qualifizierte er sich doch als high need, gemäss den zwölf Kriterien des amerikanischen Kinderarztes William Sears. Konkret erfüllt er 11 von 12 Punkten. Beim Thema „Feeds frequently“ sind wir uns nicht ganz sicher: Er wollte zwar oft stillen und verlang immer noch oft nach der Flasche (mal abgesehen davon, dass er allgemein unglaubliche Mengen isst), trank aber immer sehr schnell. Länger als fünf Minuten war er selten an der Brust.

Wisst ihr was? Inzwischen verstehe ich das Bedürfnis viele Mütter ihre Kinder zu kategorisieren. Es ist tröstlich, eine Erklärung für diese anstrengende Zeit zu haben. Gut zu wissen, dass man damit nicht alleine ist und vor allem, dass es nicht die Schuld der Eltern ist. Denn wie oft hat man schliesslich gehört: „Da bist du selber schuld, hättest ihn halt nicht so oft tragen, so lange stillen, etc. müssen.“

Und wie wir damit umgehen

Eigentlich hatten wir das Gefühl, langsam aus dem Schlimmsten raus zu sein. Zumindest was die Schlafsituation betrifft. Doch dann kamen die Krampfanfälle und die beiden Spitalaufenthalte. Seither ist unser Sohn – verständlicherweise – noch viel nähe- und liebesbedürftiger.

Was das für uns bedeutet? Wir versuchen es zu akzeptieren, auf seine Bedürfnisse einzugehen, aber gleichzeitig Freiräume für uns zu schaffen. Punkt Nr. 3, „Draining“ (was soviel wie Energie absaugend bedeutet), trifft aktuell sehr stark auf den Babybruder zu. Und zwar so stark, dass jeder von uns ab und zu eine Pause davon benötigt. Und so unternehmen wir beispielsweise öfter getrennt Dinge mit den Kindern, teilen uns die Nächte auf. Wenn der Babybruder nur nicht so stark auf Mama fixiert wäre…

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