Es ist ein Thema, das mich wahnsinnig berührt. So viele Frauen haben ein Baby verloren. Und so wenige sprechen darüber. Deshalb wollte ich schon lange einen Beitrag über Fehlgeburten, respektive Sternenkinder schreiben. Nur wie geht man das Thema an, wenn man zum Glück selbst von dieser Erfahrung verschont blieb?
Ich habe mich in einem ersten Schritt für ein Interview mit Kathrin A. Bischofberger entschieden. Kathrin ist selbst Mama eines Sohnes, psychologische Beraterin bei Matinee und hilft Menschen zu trauern. Besonders am Herzen liegt ihr die Begleitung von Sternenfamilien.
Weshalb gilt es gesellschaftlich immer noch als Tabu, über eine Fehlgeburt zu sprechen? Oft kommunizieren wir unsere Schwangerschaft nicht mal vor der 13. Schwangerschaftswoche…
Eine spannende Frage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Die ersten zwölf Wochen sind für viele Frauen geprägt von Angst und Unsicherheit. Das Risiko einer Fehlgeburt ist am höchsten. Daher wohl auch diese magische Grenze.
Geschätzt 20’000 Frauen machen in der Schweiz jährlich die Erfahrung einer Fehlgeburt. Manche Frauen auch mehrmals. Wichtig scheint mir zu wissen, dass eine frühe Fehlgeburt ein natürliches Geschehen ist. Ein Ereignis, dass zu uns Frauen gehört und genau deshalb sollten wir auch darüber sprechen. Dieses Wissen entlastet.
Heute ist eine Schwangerschaft erst offiziell eine Schwangerschaft ab der 13. Woche. Eine Fehlgeburt vor der 13. Schwangerschaftswoche gilt als Krankheit. Unglaublich oder?
Das Leben nach einer Fehlgeburt geht theoretisch weiter. Nur wie ist das möglich? Welche Trauer-Bewältigungsstrategien gibt es?
Früher wurde den Frauen geraten, das Erlebte möglichst schnell zu vergessen und ganz schnell wieder schwanger zu werden. Heute glauben wir, dass ein bewusstes Erleben unterstützend ist für den weiteren Lebensweg.
Zeit um zu realisieren, selbstbestimmte Entscheidungen treffen und die Möglichkeit sich vom Kind zu verabschieden, beschreiben betroffene Frauen als hilfreich. Die Trauer zulassen und dem Kind seinen Platz in der Familie einräumen ist wichtig und heilsam.
Herzensbilder schenktzudem Sterneneltern wundervolle Bilder von ihrem Baby bei einer stillen Geburt ab der vollendeten 24. Schwangerschaftswoche.
Gibt es eigentlich Orte, an denen sich Sterneneltern auszutauschen können?
Für die meisten von uns ist der Austausch mit anderen Mamis und Papis sehr wertvoll, ob mit einer guten Freundin, der Nachbarin, mit der Arbeitskollegin oder online. So ist es auch für Sternenmamis- und Papis.
In vielen Städten gibt es Selbsthilfegruppen und Gesprächsgruppen für betroffene Eltern. Das sind einige Beispiele:
Vom Verein Stärnechind gibt es zum Beispiel eine geschlossene Facebook Gruppe, die nur für Sternenkind Mamis und Papis da ist.
Der Verein Regenbogen hat in der ganzen Schweiz Papillon-Gruppen für Eltern, die ihr Kind während der Schwangerschaft, Geburt oder kurz danach verloren haben.
Die Jasmina Soraya Foundation begleitet Sternenfamilien sehr liebevoll und nachhaltig über Jahre mit tollen Angeboten für die gesamte Familie. Auch Papis und Geschwisterkinder trauern, aber anders als die Mamis.
Neu bietet auch die Fachstelle für Kindsverlust Schweiz geführte Gesprächsgruppen für Eltern in Bern, Zürich, Basel und St. Gallen an.
Wir sind übrigens an der Planung einer Austauschgruppe für Sterneneltern in Winterthur.
Und solche, um körperlich, in einem geschützten Rahmen, wieder fit zu werden?
Es gibt spezielle Rückbildungskurse für Frauen, die ihr Kind verloren haben. Diese Kurse bieten auch Gelegenheit sich auszutauschen.
Wie bist du dazu gekommen, solche Beratungen anzubieten und was beinhalten sie genau?
Meine Arbeit als Bestattungsberaterin hat mich geprägt. In dieser Zeit habe ich viele trauernde Eltern begleitet. Die Begleitung von Sternenmamis ist zu einer Herzensangelegenheit geworden.
Als mich meine Schwangerschaft dazu zwang, mein Leben neu zu überdenken, beschloss ich, mich ganz der psychologischen Beratung und Begleitung zu widmen. Mein Herz schlägt für die grossen Lebensereignisse, so umfasst mein Angebot die Vielfalt des Lebens. Ich begleite, wo Leben beginnt und endet.
Sternenmamis berate und begleite ich:
. nach einer Fehlgeburt
. vor und nach einer Sternenkind-Geburt
. bei einer Sternenkind-Bestattung
. auf dem Sternenmami-Lebensweg
. bei der familiären Trauer
. bei der familiären Neuorientierung
. im Fall einer neuen Schwangerschaft
Als Doula (in Ausbildung) ist mir eine liebevolle Geburtsbegleitung auch bei einer stillen Geburt eine Herzensangelegenheit.