Klein C. ist vier Jahre alt und seit drei Wochen Vegetarierin, aus eigenem Willen. Und das kam: C. ist bekanntlich nicht nur schüchtern, sie war auch schon immer eine sehr sensible und empathische Person. Ernste Themen beschäftigen sie. Und zwar sehr lange. Ich weiss nicht, wieviele Stunden ich bereits mit ihre über die Klimaerwärmung gesprochen habe. Oder über die Nachbarskatze, die leider so alt und krank war, dass sie eingeschläfert werden musste (sniff!).
Und so war es für – als immer mal wieder phasenweise Vegetarierin – absehbar, dass auch C. irgendwann den fleischlosen Weg einschlagen würde.
Es passierte an einem Papa-Tag. Ich kann also nur seine Erzählug wiedergeben. Der Papa hatte gerade für unser Abendessen eine Truthahnkeule aus dem Tiefkühler genommen. )Aus dem Tiefkühler, weil wir direkt bei einer Kleinstproduzentin Fleisch kaufen. So fallen Massentierehaltung und Transportwege weg. Eine Art des Fleischkonsums, wie ich ihn vertretbar finde.) Da fragte das Kind, ob das tatsächlich das Bein eines Truthahns sei.
Der Papa bejahte. Was dann in C.s Kopf passierte, muss gewaltig gewesen sei: Obwohl sie auch bisher theoretisch wusste, dass das Fleisch von Tieren kommt, wurde ihr nun der komplette Zusammenhang zwischen einem lebenden Tier, dem Tod und dem Stück Fleisch auf ihrem Teller bewusst. Und sie beschloss, in Zukunft keine Tiere mehr essen zu wollen.
Und was ist mit dem Eisen bei einseitiger Ernährung?
Eine Entscheidung, die wir als Eltern komplett unterstützen. Wir glauben nicht daran, dass Fleisch für eine vollwertige Ernährung nötig ist. C. soll solange darauf verzichten, wie sich möchte und wir uterstützen sie dabei so gut es geht. Klar, die Mama macht sich etwas Sorgen, was ihre Eisenwerte betrifft. Denn als Vegi-Kind wurde sie regelmässig zu Tofu-Wurst (glaubt mir, in den 80er-Jahren wusste noch niemand, wie man Tofu fein zubereitet) und Eisenkapseln gezwungen. Theoretisch wüssten wir ja, worin pflanzliches Eisen zu finden ist. Nur: C. als Picky Eaterin verweigert sämtliche Hüslenfrüchte, Haferflocken, Hirse und Nüsse. Am liebsten würde sie sich ja von Pasta ohne nichts in Begleitung von Früchten und Quark ernähren. Immerhin: Rohe Gurken und Tomaten mag sie auch, an guten Tagen dürfen es sogar gekochte Rüebli und Broccoli sein.
Ihr wisst worauf ich hinaus will? Es ist mir ein grosses Rätsel, wie ich die richtigen Nährstoffe ins Kind kriegen soll. Aktuell verfolge ich noch die Theorie: „Kinder nehmen sich, was sie brauchen.“ Sprich: Ich lasse C. weiterhin so essen, wie sie möchte. Und hoffe, dass sie auf Dauer mehr Lust auf pflanzliche eisenhaltige Lebensmittel bekommt.
C. ist bisher erstaunlich konsequent in ihrer fleischlosen Ernährung. Diverse Verwandte und Bekannte glaubten ja, dass es sich bei ihrerem Vegetarismus nur um eine Phase von wenigen Tagen handle. Falsch gedacht: C. zieht es durch. Nur bei ihrem zuvor geliebten Minipick muss man sie ab und zu daran erinnern, dass das eben auch aus Schweinen gemacht ist. Wir unterstützen sie insofern, dass bei uns noch seltener Fleisch auf den Tisch kommt, als dass es sowieso schon der Fall war.
Und wehe, wir tischen doch mal – selbstverständlich separat gereicht – ein Stück auf. Das aktiviert sofort C.s Militantismus: „Neeeeeein! Ihr dürft auch keine Tiere essen!“ Tönt es dann. Meist gefolgt vom Versuch, das Fleisch vom Esstisch zu entfernen. Ach, was soll ich sagen. Ich bin so stolz auf meine Tochter, dass sie sich mit einer solchen Inbrunst für ihre Überzeugungen einsetzt.