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Kindergartenstart: Zwischen unbändiger Freude und Abschiedsschmerz

by Deborah

 

Dass C. kindergartenüberreif ist, ist schon seit langem klar. Eigentlich wollte sie ja schon vor einem Jahr in den Kindergarten gehen – und war zutiefst beleidigt, dass sie es nicht durfte. Wir Eltern fanden allerdings, dass ihr und uns ein weiteres Kita-Jahr gut tun würde. Und das tat es auch: C. hat in ihrem Sozialverhalten im vergangenen Jahr wahnsinnige Fortschritte gemacht. Hat gelernt Rücksicht zu nehmen und sich um kleinere Kinder zu kümmern.

Gleichzeitig beschwerte sie sich jedes Mal, wenn sie in die Kita sollte. Seit der Corona-bedingten Pause ist jeder Kita-Tag ein Kampf. Unsere Tochter, die immer gerne zu ihren Freunden in die Fremdbetreuung ging, will da nicht mehr hin. Da seien nur Babys, ihr sei langweilig. Sie sei doch ein Kindergartenkind und wolle lernen, so C.s Argumente.

Und dann kam der Schnuppermorgen

Am letzten Montag war es soweit: C. durfte endlich im Kindergarten schnuppern gehen. Eine enthusiastischere C. hatte ich noch nie gesehen. Schon lange konnte sie den Kindergartenbrief, den sie mit der Zuteilung erhalten hatte, auswendig rezitieren. Sie wusste, über wieviele Ampeln sie gehen musste und wie ihre Lehrerinnen hiessen.

Doch im Kindergarten dann der erste Schock: Ihr „Götti“, also das Kind aus dem zweiten Kindergarten, das sich anfangs um sie kümmern wird, ist ein Junge. Und dann noch einen Kopf kleiner als sie. C. verstand die Welt nicht mehr. Respektive realisierte, dass im Kindergarten eben doch nicht alles rosarot ist und sie auch dort gewissen Regeln folgen muss.

Abschied nehmen ist nicht leicht

Und da kam er plötzlich: Der Abschiedsschmerz. War sie vorher noch die mutige C., die bald ganz alleine in den Kindergarten wollte, wurde aus ihr die C., die „für immer in der Kita“ bleiben wollte. Da könne sie wenigstens nur mit Mädchen spielen. Und wenn sie in den Kindergarten ginge, dann müsse Mama immer hinter ihr auf dem Stuhl sitzen. Und sie wollte nur mit ihren Freundinnen aus der Siedlung, die gleichzeitig mit ihr in den Kindergarten kommen, spielen. Mein Vorschlag, dass sie im Kindergarten ja auch neue Freunde finden könne, fand sie ganz schrecklich.

Ja, C. ist ein Mädchen, das gerne in ihrer Komfortzone bleibt. Ein cleveres, aber auch sehr schüchternes und vorsichtiges Mädchen. Ein Mädchen, das zuerst noch lernen muss, ihre Bedürfnisse gegenüber Fremden zu äussern. Ein ruhiges, introvertiertes Mädchen, das vom Kindertrubel oft überfordert ist und dann ganz viel Zeit für sich braucht. Ein Mädchen, das sicher ihre Zeit brauchen wird, um im Kindergarten anzukommen.

Übrigens: Zum Schluss des Besuchers kam der Kindergarten-Enthusiasmus wieder zurück. Das schüchterne Mädchen wurde mutig und ging ganz alleine zur Lehrerin, um sich ihren Kindergartenstreifen abzuholen. Wahnsinnig stolz marschierte sie nach Hause und zeigte auf dem Weg allen den neonfarbenen Bändel: „Ich bin jetzt eben ein Kindergarten-Mädchen!“

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1 comment

Erin 4. Juli 2020 - 13:45

Hallo, danke für diesen Einblick in das „Erwachsen-werden“. Ich blicke auch mit gemischen Gefühlen auf diese Zeit. Ich bin gespannt, wie das bei uns laufen wird.

Grüße
Erin

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