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Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht

by Deborah

 

Es ist ein afrikanisches Sprichwort, auf das sich bereits der berühmte Schweizer Kinderarzt Remo Largo bezieht. Ihr wisst schon, derjenige, der das Buch „Babyjahre“ geschrieben hat. Das Standardwerk – zu dem verunsicherte Eltern greifen, wenn ihr Kind auch mit 15 Monaten noch nicht läuft. Oder mit zwei Jahren noch nicht sprechen will.

Ja, eigentlich wissen wir es alle. Wir müssen unseren Kindern Zeit geben. Denn jedes Kind hat seinen eigenen Fahrplan – dies hat weder mit Intelligenz oder mit besonders viel elterlicher Aufmerksamkeit zu tun. Und gilt nicht nur für die motorische Entwicklung des Babys. Nein, wie ich in meinen fast fünf Jahren als Mama lernen musste, haben auch grössere Kinder das, was wir inzwischen „Klick-Momente“ nennen.

Es klappt, wenn das Kind will

Nehmen wir zum Beispiel das Thema „Fahrradfahren“. C. wünschte sich sehnlichst ein richtiges Velo auf ihren 4. Geburtstag. Also schenkten ihr die Grosseltern ein Woom-Bike. Wir übten und übten. Noch einigen Tagen hatte C. zwar die Balance, blieb aber äusserst unsicher auf dem Fahrrad. Wollte stets gehalten werden, auch wenn sie eigentlich fahren konnte. Und ging nur widerwillig weiter üben.

Also liessen wir das Velo den Winter über stehen. Und dann plötzlich im Frühling – während des Corona-Lockdowns – wollte sie wieder Fahrrad fahren. Wie gewohnt hielt ich sie am Rücken fest. War bereit, mit ihr mit zu rennen. Da sagte sie mir: „Mama, du kannst loslassen. Ich kann das doch!“ Und fuhr davon. Innerhalb einer Woche fuhr sie so sicher, dass wir kleinere Velotouren machen konnten.

Das Gleiche beim Basteln. Ihr wisst noch, wie ich mir Sorgen machte, als C. mit 4.5 Jahren noch nicht schneiden konnte? Und sie sich sämtlichen Übungsversuchen komplett verweigerte? Eines Tages zeigte sie mir das liebevoll ausgeschnittene Ausmaldbild eines Pferdes. Auf meine Frage, woher sie das denn habe, meinte sie lediglich: „Na, das habe ich ausgeschnitten. Da, aus dem Heft.“ Einige Tage später beobachtete ich sie dann dabei. Mein Kind, das noch eine Woche zuvor nicht mal die Schere korrekt halten konnte, schnitt plötzlich einer Linie entlang. Es war nicht mal eine gerade Linie: Nein, es waren Kopf und Schnauze von Peppa Pig.

Zeit geben – für die psychische Reife

Was uns diese Klick-Momente lehren? Auch jenseits der motorischen Meilensteine hat jedes Kind seinen eigenen Fahrplan. Kinder brauchen nicht nur die körperliche, sondern auch eine psychische Reife. Sie müssen sich dazu bereit fühlen, gewisse Dinge zu tun.

Was wir als Eltern tun können um sie zu unterstützen?

Das ist ganz einfach: Die Kinder sich selbst sein lassen. Ihnen die Zeit geben, die sie brauchen. Ihnen Sicherheit vermitteln, dass sie sich für die Herausforderungen des Lebens gewappnet fühlen. Ihnen das Selbstvertrauen mitgeben, dass sie weiter an sich glauben, auch wenn sie im Kindergartenalter noch nicht Velo fahren oder ein Haus malen können. An unsere Kinder glauben, dass sie genau zum für sie richtigen Zeitpunkt gewisse Entwicklungsschritte machen. Ganz ohne üben, ganz ohne Druck.

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