Eigentlich wollte ich meine Familienplanung immer schon mit 35 Jahren abgeschlossen haben. Eigentlich. Denn jetzt habe ich es tatsächlich gewagt, nach meinem 35. Geburtstag nochmal schwanger zu werden und gelte nun offiziell als Spätgebärende. Spätgebärende. Das tönt wahnsinnig alt. Und gewisse Ärzte müssen mich auch immer wieder daran erinnern, dass das biblische Alter von 35+ Jahren in der Schwangerschaft ein Risikofaktor sei. Nach gewissen Darstellungen könnte man fast meinen, die Natur habe einen Fehler begangen, indem sie Frauen auch nach 35 Jahren noch ermöglich schwanger zu werden.
Dabei fühle ich mich, um ehrlich zu sein, noch gar nicht alt. Sondern eigentlich mitten im Leben. Ich habe bereits zwei Kinder. Fühle mich körperlich nicht mehr und nicht weniger fit als damals, als ich vor sechs Jahren mit C. schwanger war. Habe genau die gleichen Beschwerden und Komplikationen. Im Gegensatz zu meinem 30-jährigen Ich, habe ich allerdings mehr Vertrauen in meinen Körper. Ich vertraue darauf, dass sich die Natur schon etwas dabei überlegt hat, wenn ich das Glück hatte auch mit meinem dritten Kind problemlos schwanger zu werden. Ich weiss, dass mir mein Körper in meiner Schwangerschaft zwar nicht wohlgesinnt ist, aber dafür gesunde, termingerechte Kinder auf die Welt bringt. Und wenn nicht, dann würde ich mehr dem Zufall als meinem „Alter“ die Schuld dafür geben.
Ich bin kein Risiko per se
Ich weigere mich, aufgrund einer Zahl als Risiko dargestellt zu werden. Nur schon, weil mir diese Altersgrenze nicht mehr zeitgemäss scheint. Respektive eigentlich war sie es noch nie. Schon in früheren Zeiten war es für Frauen ganz normal, während ihrer gesamten fruchtbaren Zeit (also etwa von 14 bis 48 Jahren) Kinder auf die Welt zu bringen. Vorausgesetzt, sie überlebten die Geburten. Frauen bekommen heutzutage immer später ihr erstes Kind. Und Akademikerinnen – zu denen auch ich zähle – noch später. Als ich C. mit 31 Jahren bekam, galt ich als Exotin, ja sogar als junge Mutter, in meinem Freundeskreis.
Viele meiner Freundinnen und Bekannten im gleichen Alter bekommen erst jetzt ihr erstes Kind. Sie können bereits auf eine erfolgreiche berufliche Karriere zurückblicken, leben in gefestigten Beziehungen und können bei schwierigen Entscheidungen auf ihre Lebenserfahrung zurückgreifen. Tönt für mich nach optimalen Voraussetzungen für den Start in die Elternschaft. Und darauf sollen sie verzichten, nur weil sie die magische Grenze von 35 Jahren bereits überschritten haben?
Ich – auf jeden Fall – freue mich sehr darauf, nochmal Mama werden zu dürfen. Ich weiss, dass ich auch diesem Kind eine gute Mutter sein werde und dass ich alle Herausforderungen, die so ein weiteres Kind mit sich bringt, gut meistern werde. Alter hin oder her.