Vor einigen Wochen bekam ich die offizielle Diagnose: Auch in meiner dritten Schwangerschaft leide ich an Hyperemesis Gravidarum. Leider ist das mit der Hyperemesis so eine Sache. Sie ist relativ selten und nicht im geringsten mit der normalen Schwangerschaftsübelkeit vergleichbar. Wer Hyperemesis Gravidarum nicht selber durchgemacht hat, wird nie verstehen können, wie sich die betroffenen Frauen fühlen. Deshalb ist es oft gescheiter, seine Empathie zwar auszudrücken, aber auf liebgemeinte Ratschläge zu verzichten.
10 Dinge, die man einer Schwangeren mit Hyperemesis Gravidarum nicht sagen sollte
- „Ich weiss, wie du dich fühlst. Vor einigen Wochen hatte ich eine schreckliche Magendarmgrippe. Ich konnte 24 Stunden nichts mehr bei mir behalten.“ (Was? Ganze 24 Stunden Übelkeit? Du armer Mensch! Ja, das ist mindestens so schlimm wie 17, respektive 40 Wochen Übelkeit.)
- „Hast du eigentlich schon Ingwer ausprobiert? Die Kapseln halfen mir sehr gegen Übelkeit.“ (Ähm ja, ich habe Ingwer schon so oft wieder rausgekotzt, dass ich die Wurzel nicht mal mehr in unschwangerem Zustand essen kann.)
- „Oh, ich hatte auch Schwangerschaftsübelkeit. Ich musste jeweils im Bett noch Darvida/Salzstangen/Cracker essen, sonst hätte ich mich übergeben müssen.“ (Darvida/Salzstangen/Cracker? Kotzwürg.)
- „Du musst genügend trinken. Das ist wichtig für dich und das Baby.“ (Ich versuchs ja. Es wäre nur schön, wenn das Getrunkene denn auch im Magen bleiben würde.“
- „Hey, wieso eigentlich immer die schlechte Laune? Du bist schwanger, freu dich doch!“ (Ich wünsche dir mal XY Wochen Dauerübelkeit und Erbrechen. Mal schauen, wie gut deine Laune dann noch ist.)
- „Immerhin ist die Übelkeit ein Zeichen, dass es deinem Baby gut geht.“ (Das freut mich. Trotzdem wäre es mir lieber, wenn es meinem Baby ohne Übelkeit gut gehen würde. Wie bei den meisten anderen Frauen auch.)
- „Eigentlich bist du ja selbst schuld daran. Du wolltest ja ein weiteres Kind.“ (Ja, ein weiteres Kind wollte ich. Aber nicht mich wieder neun Monate lang erbrechen. Man munkelt, es gebe auch Schwangerschaften ohne Hyperemesis Gravidarum.)
- „Wie bitteschön kann man trotz Hyperemesis so viel zunehmen?“ (Kunststück, wenn das Einzige, was während neun Monaten tatsächlich im Magen bleibt, Schokolade, Kuchen, Nüsse und Smoothies sind.)
- „Jetzt in der 13. Woche beginnt die unbeschwerte Zeit der Schwangerschaft. Zeit diese zu geniessen. Die Übelkeit ist nun vorbei.“ (Merci, du doofer Schwangerschaftsguide. Jetzt hast du es mir offiziell bestätigt, dass etwas mit mir falsch läuft. Jetzt fühle ich mich gleich viel besser.)
- „Oh nein, jetzt hast du das feine Essen wieder herausgekotzt. So schade darum.“ (Da hast du ja recht, eigentlich sollte ich mich von Schnecken und Regenwürmern ernähren. Damit hätte ich ja meine Proteine auch. Würde sich durch die Schleimigkeit wenigstens leicht wieder hochwürgen lassen.)
ACHTUNG: DIESER ARTIKEL ENTHÄLT SPUREN VON SARKASMUS. WENN IHR EUCH DARIN ERKENNT, NEHMT ES BITTE NICHT PERSÖNLICH. SARKASMUS GEHÖRT AKTUELL ZUR ÜBERLEBENSSTRATEGIE DER VERBITTERTEN SCHWANGEREN.
Weitere Infos zum Thema inklusive einem Interview mit mir findest du hier.
Fotocredit: Das Bild hat die wunderbare Corinne Chollet in meiner zweiten Schwangerschaft gemacht.
1 comment
Dein Text bringt es so auf den Punkt!!!! Danke dafür. Habe letzte Woche mein Dritte Mädchen entbunden. Alle drei SS mit Hyperemesis…und all den gut gemeinten Ratschlägen. Habe auch jedes Mal zu- und nicht abgenommen. Der Geschmack im Mund war ohne Essen nicht zu ertragen…..
Halte gut durch. Es lohnt sich. Und hey, Kind geboren…Übelkeit und Erbrechen augenblicklich vorbei. Kennst Du ja…