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3 Kinder – jetzt reichts aber!

by Deborah

Als ich mit Baby M. schwanger war, wurden der Bauch und ich oft liebevoll betrachtet. „Ist es das Erste?“, wurde ich mit zuckersüsser Stimme gefragt. „Nein, das Dritte“, antwortete ich jeweils wahrheitsgetreu. Ab diesem Zeitpunkt konnte ich beobachten, wie meine Gegenüber die Gesichtszüge regelmässig entglitten. „Ooooooooh!“, war dann jeweils die erste Reaktion. Gefolgt von „dann haben Sie aber alle Hände voll zu tun“, „dann wissen Sie wenigstens, was auf Sie zukommt“ oder auch „war es denn geplant?“

Eine Grossfamilie der 90er Jahre

Spätestens da wurde mir klar, dass kinderreiche Familien (ja, ab 3 Kindern gilt man offiziell als kinderreich) in der Schweiz auch heutzutage noch in der Minderheit sind. Social Media und einem Artikel, demzufolge 3-Kind-Familien im Trend sind (den hatte ich Anno dazumals selbst recherchiert und geschrieben), war ich tatsächlich überzeugt, dass es heutzutage salonfähig ist, 3 oder sogar mehr Kinder zu haben.

Nicht so wie in den 80er und 90er Jahren als ich aufwuchs. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie unsere Familie mit 4 Kindern damals stets ein gefundenes Fressen für den Dorfklatsch war. Böse, ja, sehr böse Sachen wurden da gesagt. Über ein Zuhause, indem immer Chaos herrsche (was aber natürlich alle anderen nicht davon abhielt, ihre Kinder zu uns zu schicken). Aber das sei ja auch kein Wunder, wenn die Mutter noch berufstätig sei… Und dann meine Mutter, die auch mal gefragt wurde, ob wir Kinder eigentlich alle denselben Vater hätten.

Sind wir nun offener gegenüber kinderreichen Familien geworden?

Aber ich schweife ab. Auf jeden Fall glaubte ich, dass man im urbanen Zürich der 20er Jahren toleranter gegenüber grösseren Familien sei. Schliesslich sind Kinder ein Segen. Anstrengend zwar, aber doch ein Segen. Und ja, es gibt sie, diejenigen, die ganz entzückt sind, ab unserer Kinderschar. Entweder sind es Eltern, die selber 3 oder mehr Kinder haben. Oder dann Menschen mit Migrationshintergrund. Je weiter südlich dieser liegt, desto begeisterter ist man ab unseren Kinderchen.

Und dann gibt es alle anderen. Die ganz entzückt sind, ab unserem Mini-Baby. Und ebenfalls entzückt, wenn sie den grossen Bruder mit seinen riesigen blauen Augen dazu sehen. Und zutiefst verwirrt, wenn sich da noch das Mädchen mit den langen Beinen und den blonden Locken dazugesellt. „Sind das alles Ihre?“ – „Ja, sind es“, antworte ich mit stolzem Lächeln. Und dann kam bereits zu oft eine Antwort, die ich einfach am Limit der Höflichkeit finde: „Wow, 3 Kinder, das sind jetzt aber genug/das reicht jetzt aber, oder?“

Sicher, mir reichen 3 Kinder. Ich fühle mich mit 3 Kindern komplett (auch wenn das zuerst anders war  – und über den Papa sprechen wir jetzt nicht…). Aber das ist meine Entscheidung, mein Bauchgefühl, mein Leben. Die Aussage unbekannter Menschen finde ich einfach nur anmassend. Was, wenn nun ein viertes Kind mein Herzenswunsch wäre? Oder sogar ein fünftes? Und überhaupt, weshalb genau haben vorwiegend ältere Frauen das Bedürfnis, Müttern in die Familienplanung reinzureden?

Bildcredit: Das Bild ist während meines Schwangerschaftsshooting mit Corinne Chollet Fotografie entstanden.

 

 

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14 comments

Rita Peschel 25. August 2021 - 0:03

Ich habe 6 Kinder und ich liebe jedes einzelne sie sind was ganz besonders

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Manu 25. August 2021 - 7:58

Unglaublich, dass es immer noch Menschen gibt, die dazu Kommentare machen müssen. Ob geplant oder nicht, Frau und Mann haben sich für jedes einzelne Kind entschieden, und dann ist das gut so. Ich habe mich bewusst für nur ein Kind entschieden, und muss mir auch viel anhören. Aber das geht an mir vorbei und sollte an allen anderen auch vorbei gehen.

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Frederike 26. August 2021 - 6:53

Sie bekommen die Kinder schneller als die Hasen! War einer der üblen Kommentare, die ich, schwanger mit dem dritten Kind innerhalb von 3 Jahren, bekam. Damals war ich fassungs- und sprachlos. Und habe das nie vergessen. Ich frage mich immer noch: Warum werden Menschen so oft so übergriffig? Den dicken Pelz bekommt man später…

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Lisi 26. August 2021 - 9:03

Das Problem an einer Welt mit endlichen Ressourcen ist das, dass unbegrenztes Wachstum nicht möglich ist. Wir befinden uns nun schon in einer Welt, die immer schneller „den Bach runtergeht“ und haben zu wenig Ressourcen (z.B. Ackerfläche, Nahrungsmittel, Wasser) für die Anzahl von Menschen, die auf der Welt leben. Mit mehr als 2 Kindern trägt man zwangsläufig zu einem Bevölkerungswachstum bei, das die Welt nicht mehr verkraften kann. Aus diesem Grund ist es keine individuelle Entscheidung mehr, wie viele Kinder man bekommt (bzw. sollte keine ausschließlich individuelle Entscheidung sein).

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Sarah M. 26. August 2021 - 14:02

Ein sehr guter Kommentar – mit Anstand verfasst, ohne Wertung und mit so viel Wahrheit, die einfach viele nicht sehen wollen. Wir können noch so versuchen, CO2 und Müll zu reduzieren… so lange uns ewiges Wachstum als DAS erstrebenswerte Ziel vorgegaukelt wird, wird sich nichts, aber auch gar nichts ändern!

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Joel 26. August 2021 - 21:55

anderseit braucht es im Durchschnitt mehr als 2 Kinder, um eine Generation zu erhalten. Hätten alle immer „nur“ zwei Kinder, würde eine Rasse aussterben. In der Schweiz bekommt eine Frau im Schnitt 1.52 Kinder, somit sind wir in der Schweiz nicht an dem Bevölkerungswachstum beteiligt, sondern, wenn es so weiter geht, werden wir von der Bildfläche verschwinden. Somit ist es gut, wenn es Familien gibt, welche mehr Kinder als zwei haben. Gibt im Schnitt auch weniger Müll und CO2 ausstoss, da Kinder Kleider und Spielsachen nachtragen können und somit die Bilanz pro Kopf sinkt. Streng genommen wäre es für die Umwelt am besten, wenn es z.Bsp nur noch Grossfamilien gibt, dafür nur jedes dritte Paar Kinder hat……. zum Glück leben wir aber nicht in einer Diktatur und jeder darf selber entscheiden, wann er die Familienplanung abgeschlossen hat.

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Maria 6. Dezember 2021 - 12:59

Wir haben durchaus hinreichend Ressourcen auf dem Planeten, um mindestens 8 – 10 Milliarden Menschen zu ernähren, aber dafür bedarf es ein Umdenken in den Ernährungsgewohnheiten von uns Industrienationen. Der massive Fleischkonsum ist der Killer, wenn es um Verschwendung von Nahrungsmitteln und Wasser geht. Statt Getreide und Co direkt zu nutzen, verbrauchen wir Massen davon, um ein Kilo Rindfleisch zu produzieren – und die Menschen, in den Ländern, wo Soja und Co als Tierfutter angebaut werden, gehen leer aus. Es ist schon lange bekannt, dass lakto-vegetarische oder vegane Ernährungsweisen hier einen Durchbruch bringen würden (auch der Einfluss auf’s Klima ist nicht zu unterschätzen), aber dafür müssen viele aus ihrer Komfortzone heraus kommen.

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Klari 26. August 2021 - 13:11

Ich finde es auch immer sehr anmaßend. Mir wurde oft unterstellt, dass unser 3. Kind nicht geplant gewesen sein kann. Bei mir stoßt es den Leuten noch mehr auf, weil ich auch noch sehr jung bin 😅 der Kommentar, der mir am meisten im Gedächtnis geblieben ist war: habt ihr keinen Fernsehr zu Hause? Tja, wie sagt man so schön: Krone richten und weiter gehen 😜

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Zita 26. August 2021 - 14:03

Ich hab auch 3. von allen Seiten hört man die Sorgen des sandwichkindes. Sogar die Kindergärtnerin hat sich sorgen gemacht, dass wir den mittleren übersehen. Dies ist ja allen bewusst, die 3 Kids haben und man macht sich Gedanken darüber, aber ich hab den Eindruck immer wieder werden die Kompetenzen in Frage gestellt, wenn man sich für ein 3. entschieden hat. 😂😂😂 ich nehm es mittlerweile mit Humor. Wurde aber auch schon gefragt: das sind aber nicht alle ihre?
Schwer wird es im Urlaub. Man suche und finde mal ein Zimmer für 5 Personen, ein größeres Auto muss her und eine Wohnung mit 3 Kinderzimmern, gibt es das? Ich glaub, da merkt man, dass die Gesellschaft für uns „Großfamilien“ noch nicht bereit ist!

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Coco 26. August 2021 - 23:38

Mit (nur) einem Kind ist das Gelabere genauso. „Ein Kind ist kein Kind“, “ Das arme Kind muss ohne Geschwister aufwachsen, dann hat es später NIEMANDEN“. Was totaler Quatsch ist, weil man immer jemanden hat, wenn man das will. Der krasseste Spruch ist „Was ist, wenn dein Kind stirbt, dann hast du ja keins mehr“. Nein, das ist gar nicht schlimm, wenn man noch eins hat.
So ist die Gesellschaft eben.

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Agi 27. August 2021 - 12:05

Nach der Geburt meines dritten Kindes wurde ich tatsächlich gefragt ob ich denn eine Fusballmannschaft gründen will…

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Nad 27. August 2021 - 19:32

Ich bin Mama von 4 wundervollen Kindern. Und stolz drauf, was man sich manchmal aber anhören darf oder aber auch welche Blicke man kassiert (vorallem wenn mal eins aus der Reihe tanzt) macht mich immer wieder fassungslos.
Sprüche wie „kommen da noch mehr“ oder „behaltet ihr überhaupt noch den Überblick“, „wieviele wollt ihr denn noch“ oder aber „bei dem Kindergeld brauchst du ja nicht mehr arbeiten.“, „bei 4 Kindern gehst du noch arbeiten, da kannst du doch keinem mehr gerecht werden.“ waren alle schon dabei.
Und manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich mich rechtfertige (totaler Schwachsinn eigentlich).
Man muss da einfach drüber stehen, auch wenn manchmal Sprüche mehr als unter die Gürtellinie gehen.

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Anne-Kathrin 27. August 2021 - 20:57

Wir haben 4 Buben. Bei uns gingen die unpassenden Kommentare immer um das Geschlecht. Ganz nach dem Motto, die wollten immer ein Mädchen, deshalb haben sie einfach noch ein Kind mehr bekommen. Nach 3 Schwestern fand ich die Idee von 4 Brüdern sehr toll aber wie schon in vielen Kommentaren erwähnt geht das niemanden etwas an. Jedenfalls wurde ich meist bemittleidet mit so vielen Jungs …wir finden unser Leben als Großfamilie toll wie es ist obwohl beide Eltern berufstätig sind und wir manchmal am Rad drehen. Wenn wir an die Resourcen des Planeten denken gibt es in meinen Augen noch sehr viele andere Baustellen auf dieser Welt als hoffentlich zukünftige Erwachsene die bereit sind etwas zu bewegen und mutig unsere Gesellschaft mitzugestalten (wenn unsere Erziehung Früchte trägt;))

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Sumpfi 28. August 2021 - 14:43

Hmmm…irgendwie ist das kaum zu glauben.
Wer gibt jemandem das Recht, ein Urteil über die Familienplanung anderer Menschen zu fällen oder diese Meinung sogar der Familie gegenüber öffentlich zu äußern?
Auch wenn ich ein Mann bin und mich nach dem ersten Kind habe sterilisieren lassen, ich habe die höchste Achtung vor Familien, die sich bewusst für mehr Kinder entscheiden.
Hut ab vor deinen Frauen, die bei diesen Kommentaren die Fassung bewahren…ich würde meinem Gegenüber wahrscheinlich ziemlich deutlich den Marsch blasen…

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