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„Mama! Nimm! Ihn! Weg!“

Wie Kleinkinder die Geschwisterdynamik verändern

by Deborah

Ich gebe zu: Lange Zeit war Kleinbub nur Beigemüse innerhalb der Familie. Er war ein Baby, das zwar schlecht schlief, aber ansonstens hauptsächlich fröhlich herumgluckste und sich überall hin mitnehmen liess. Das war zu Ende, als Kleinbub mobil wurde. Schnell zeigte sich, dass unser drittes Kind wenig davon hielt, ein Kleinkind, geschweige denn, ein Baby zu sein. Er überschätzt sich masslos, war der Meinung, immer das Gleiche zu können und zu dürfen, wie seine älteren Geschwister. Das hat zur Folge, dass keine Hochbett und keine filigrane Lego- oder Kappla-Konstruktion mehr von ihm sicher ist. Es wird geklettert, heruntergeworfen, auseinandergenommen. Kurz: Es wird gewütet.

Die Geschwisterliebe wird auf die Probe gestellt

Das ist für alle Mitglieder der Familie sehr anstrengend. Während C. den familiären Neuzugang bis zu diesem Zeitpunkt ignorieren konnte, war sie nun gezwungen, sich mit ihm auseinanderzusetzen. Zunächst wurden alle geschätzten Spielsachen ins Hochbett verfrachtet. Und zwar bis zu dem Punkt, an dem sie selbst fast keinen Platz mehr hatte, um darin zu schlafen. Doch Kleinbub lernte schnell die senkrechte Leiter bis fast hin zur Decke zu erklimmen. Ebenfalls lernte Kleinbub schnell, für seine Bedürfnisse einzustehen. Nimmt sie ihm ihre Spielsachen wieder weg, revanchiert er sich mit Schlägen. Seither schreit es, sobald das Kleinkind auch nur in ihre Nähe kommt: „Mama! Nimm! Ihn! Weg!“

Auch die Beziehung zu Grossbub veränderte sich. Die Liebe zwischen den Beiden ist zwar nach wie vor riesig. Grossbub teilt bereitwillig seine Dinos und Plüschtiere mit Kleinbub. Lässt den Bruder auf seinem Kopf herumhüpfen und ihn in seinen Schuhen herumlaufen. Aber irgendwann ist auch Grossbubs Gutmütigkeit erschöpft. Und zwar an dem Punkt, an dem Kleinbub seine während Stunden liebevoll errichteten Konstruktionen innerhalb von Sekunden vernichtet. Und auch da schreit es wieder: „Mama! Nimm! Ihn! Weg!“

Wenn Ausflüge zur Herausforderung werden

Übrigens hat sich auch für uns Eltern ganz viel verändert – mal abgesehen von der offensichtlichen Tatsache, dass wir täglich viele Stunden damit verbringen, Kleinbub vor dem sicheren Tod zu bewahren. Weil der Jüngste derartige Lemming-Tendenzen hat, müssen Familienausflüge sorgfältigst geplant werden. Eine Trampolinhalle oder ein Indoor-Spielplatz ohne abgesicherten Kleinkindbereich? Keine Chance mit Kleinbub. Da müssen wir Eltern uns aufteilen.

Schwimmbad? Extrem anstrengend, wenn nur ein Elternteil dabei ist. Kleinbub schwimmt mit Schwimmhilfe zwar schon erstaunlich sicher. Er sucht sich aber auch jede Erhöhung (oder auch Sprungbrett) im Bad, um sich davon in die Fluten zu stürzen. Eislaufen? Da kann man eine Stunde lang schreien, weil einem Mama nicht aufs Eis lässt. Dabei kann die ja auch nichts dafür, dass es in Grösse 22 noch keine Schlittschuhe gibt.

Wir geben zu, dass wir diese Phase bei seinen Geschwistern möglicherweise verdrängt haben. Deshalb wissen wir auch nicht mehr genau, in welchem Alter, sich die Tendenz zur Selbstzerstörung langsam besserte. Wir vermuten mal, dass es irgendwann um den zweiten Geburtstag herum war. Bis dahin lass ich mir ein paar graue Haare, weitere sechs Arme und ein zusätzliches Paar Augen am Hinterkopf wachsen.

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