Home Home Unsere Erfahrungen mit BLW

Unsere Erfahrungen mit BLW

Baby Led Weaning – Fingerfood von Anfang an

by Deborah

Ihr habt vielleicht schon von Baby Led Weaning – kurz BLW – gehört. Ich las erst davon, als Grossbub, mein zweites Kind, bereits auf der Welt war. Diese etwas andere Methode bedeutet übersetzt soviel wie „Vom Baby angeführtes Abstillen“. Was bedeutet, dass Stillmahlzeiten nicht systematisch durch Brei ersetzt werden. Sondern das Kind selbst entscheidet, wann es was und wieviel essen möchte. Durch die Steigerung der Beikost wird es irgendwann automatisch weniger Stillen.

Was in der Theorie wundervoll klingt, löst bei den meisten Eltern – auch bei mir – ganz viel Unsicherheiten aus. Denn noch sind Tabellen erlaubter Nahrungsmittel, Mengenangaben wie 100 oder 150 Gramm sowie strikte Zeitpläne die Norm bei der Beikosteinführung. BLW ist das genaue Gegenteil. Die Methode überträgt sämtliche Kompetenz der Nahrungsaufnahme dem Baby. Die Eltern bieten an, das Kind entscheidet wovon es wieviel essen möchte. Gewisse Eltern setzen dabei ausschliesslich auf Fingerfood. Dieser kann extra für das Kind zubereitet oder einfach vom Familientisch sein. Andere setzen Anfangs trotzdem auf breiartige Speisen – lassen das Kind aber im Gegensatz zur traditionellen Art der Beikost selber essen.

Die Kontrolle abgeben und dem Baby vertrauen

Die Kontrolle abzugeben und seinem Baby voll und ganz zu vertrauen ist nicht einfach – war es zumindest für mich nicht. Deshalb bekam Grossbub anfangs Brei. Allerdings versuchte ich ihm so viel Kompetenz wie möglich zu übertragen. Wir begannen mit der Beikost erst, als er die Reifezeichen erfüllte. Er durfte entscheiden, wieviel er ass. Kein einziges Mal wog ich seine Portionen. Gleichzeitig bot ich ihm Fingerfood an. Was ihn anfangs noch wenig, auf Dauer immer mehr interessierte. Im Alter von 10 Monaten ass der dann komplett vom Tisch.

Bei Kleinbub setzte ich mich nochmal intensiver mit dem BLW-Konzept auseinander. Ich entschied mich – um ehrlich zu sein auch aus Kapazitätsgründen – ihn von Anfang an vom Tisch mitessen zu lassen. Mit einigen Ausnahmen: Er bekam nur sehr wenig Salz, keinen Zucker, anfänglich ersetzte ich Kuh- durch Pflanzenmilch. Da auch Kleinbub anfänglich sehr gerne mit dem Löffel ass, plante ich eine Mahlzeit pro Tag ein, die so gegessen werden konnte. Also zum Beispiel Müesli, Smoothie Bowls, Porridge oder Suppen.

BLW-Anfänge: Putzen, putzen, putzen

Ich gebe zu: Zu Beginn strapazierte BLW meine Nerven ziemlich. Habt ihr schon mal ein 5 monatiges Kind mit dem Löffel selber essen sehen? Eben. Meist steckte ich ihn danach gleich in die Badewanne. Der Fingerfood war anfänglich mit viel Frust von seiner Seite verbunden. Er musste zuerst lernen, sein Essen richtig zu halten. Dass es immer wieder runter fiel, frustrierte ihn nach wenigen Minuten. Essen war eine sehr intensive Erfahrung für ihn – im negativen wie im positiven Sinne. Denn die Freude, die er bei der Nahrungsaufnahme ausstrahlte, hatte ich bei keinem seiner älteren Geschwister beobachtet.

Inzwischen ist Grossbub 10 Monate alt und isst wunderbar vom Tisch. Mal mehr, mal weniger. Kein einziges Mal habe ich seine Portionen abgewogen. Er bekommt, was wir essen. Entscheidet selbst, welche Nährstoffe er gerade braucht. Es gibt Mahlzeiten bei denen er nur Nudeln oder Reis ist. Bei anderen setzt er komplett auf Gemüse, Früchte oder auf Proteine. Er isst nach wie vor sehr gerne, probiert neue Lebensmittel mit grösstem Enthusiasmus. Schmecken tut ihm trotzdem nicht alles. Was keinen Gefallen findet, landet gnadenlos auf dem Boden. Stillen tut Kleinbub nach wie vor. Mal mehr, mal weniger. Unterwegs ist meist alles andere viel zu spannend. Da bevorzugt er ganz klar das Essen. Zu Hause hingegen geniesst er die Kuschelzeit mit Mama sehr.

Kein Brei? Für Einige schwer zu akzeptieren

Ich gebe zu, nicht alle haben unser Konzept verstanden. Und vielen fiel es schwer zu akzeptieren, dass wir unserem Kind keinen Brei kochten. Aber auch da war Kleinbub sehr klar: Extra für ihn gekochten Brei lehnte er konsequent ab. Er probierte zwar neugierig, Schlug den Löffel danach aber weg.

Auch das Konzept des Selberessens ist für viele Betreuungspersonen schwer zu akzeptieren.  Auch wenn Kleinbub inzwischen sogar mit der Gabel sehr geschickt umgeht. Und man greift doch wieder zum Löffel und versucht Kleinbub, essen in den Mund zu stopfen. Allerdings ist unser Kind sehr kompetent. Manchmal mag er es gefüttert zu werden, manchmal nicht. Und er zeigt sehr klar an, wenn er satt ist. Dann öffnet sich sein Mund keinen Millimeter mehr. Und wir Eltern sind insgeheim stolz darauf, dass Kleinbub allen Zweiflern zeigt, dass Babys durchaus selbstbestimmt essen können.

You may also like

Leave a Comment

Mit der Nutzung dieses Formulars erklärst du dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden.