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Zweisprachige Erziehung – Ja oder Nein?

by Deborah

Klein C. hat einen französischen Nachnamen. Und wird bald auch den entsprechenden Pass besitzen. Sie ist schliesslich zu einem Viertel Französin.  Nur leider spricht sie (noch) kein Wort Französisch. Wie das kam? Der Papa gehört zu den theoretisch zweisprachigen Sprachverweigern. Irgendwann – im zarten Alter von vier bis fünf Jahren – entschied er sich, seine eine Muttersprache zu boykottieren und fortan nur noch Schweizerdeutsch zu sprechen. Ein offenbar verbreitetes Phänomen bei bilingualen Kindern. Das Resultat: er verstand Französisch zwar immer perfekt, lernte das Sprechen aber erst, als er in Genf studierte. Wo er ganz zufällig die zukünftige Mutter seines Kinder kennenlernte.

Nun hat Klein C. zwei Eltern, die zwar sehr gut Französisch sprechen, aber eben doch nicht ganz auf Muttersprach-Niveau. Ganz am Anfang versuchte ich noch, mit Klein C. Französisch zu sprechen. Bald merkte ich jedoch, dass ich problemlos einen stündigen Vortrag über Menschenrechte in der Sprache halten kann, mir jedoch das liebevolle Kindervokabular komplett fehlte. Und weil ich mich im Tram immer wieder für die Leute fremdschämte, die ihre Kinder im schrecklichsten Schweizerdeutsch-Englisch zu sich befahlen, entschloss ich mich, das mit der zweisprachigen Erziehung zu lassen.

Französisch-Kurse für Kleinkinder

Doch das Thema hat sich das damit nicht erledigt. Seither suche ich konsequent nach Angeboten, bei denen richtige Franzosen Klein C. die Sprache näherbringen. Denn ich bin nach wie vor der Meinung, dass unsere Tochter wenigstens ein bisschen Französisch sprechen sollte. Nachname und Herkunft verpflichten schliesslich. Leider gibt es zwar unzählige Angebote in Englisch, die Angebote auf Französisch lassen sich an einer Hand abzählen. Respektive an einem Finger. Bis jetzt habe ich genau einen Kurs gefunden, der Kinder unter Zwei spielerisch an die Sprache heranführt. Blöderweise ist der Kurs genau an dem Tag, an dem ich arbeite. Die anderen Angebote sind alle erst für ältere Kinder.

Im Moment fliegen Klein C. die Wörter nur so zu. Und zwar egal in welcher Sprache. Nach zwei Woche Australien und Singapur sagte unsere Tochter zu unserem Erstaunen plötzlich „Bye bye“ und „Bunny“. Dass der Spracherwerb so schnell ginge, damit hatten wir nicht gerechnet.

 

Fotos: Marlene Zuppiger, Vice Switzerland

Ist Frühförderung nötig?

Gleichzeitig hoffe ich natürlich auch, dass Klein C. ein wenig Englisch lernt. Zwar finde ich es nicht so wichtig, dass sie dies so früh wie möglich tut. Englisch ist – im Gegensatz zu Französisch – eine einfache Sprache, die uns im Alltag ununterbrochen begegnet. Ich habe keine Zweifel daran, dass sie auch gut Englisch sprechen wird, wenn sie dies erst in der Schule lernt. Aber unsere Tochter ist oft mit der Sprache konfrontiert, hört ihre Mama oft Englisch sprechen, hat Freunde aus diesem Sprachraum.

Ob sie davon etwas mitnimmt, bleibt offen. Schön wäre es sicher. Ich möchte ihr das Sprachenlernen schliesslich so einfach wie möglich machen. Aber wenn nicht, ist das auch kein Drama. Ich habe erst im Schulalter angefangen, Sprachen zu lernen (allerdings mit grosser Leidenschaft). Und ich schlage mich inzwischen in fünf Sprachen sehr gut durch.

Im Moment freue mich mich an jedem neuen Wort und an jeder eigenen Wortkreation. Dabei kommen teilweise lustige oder auch kuriose Sachen heraus: der Koala wird zum „Koa“, der Papagei heisst „Pagei“ und „Tleeeeeeiiiiii“ heisst lustigerweise tragen. Egal in welcher Sprache diese neuen Wörter sind – ich schmelze dahin und mein grosses Mama-Herz könnte nicht stolzer sein.

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