So, jetzt ist es raus. Der Titel sagt eigentlich schon alles. Ich gehöre zu den Müttern, die der Lockdown in den Wahnsinn treibt. „Es ist ja nicht so schlimm, zu Hause zu bleiben. Wir basteln einfach täglich“, höre ich von ganz vielen Menschen. Respektive von ganz vielen Müttern. Da dachte ich mir: So schwer kann das doch nicht sein. Und holte motiviert die Moosgummi-Matten hervor, die ich in einem Anflug plötzlicher Bastelmotivation (die mich dann natürlich sofort wieder verliess), gekauft hatte.
Hilfe, das Kind kann nicht schneiden!
Frühlingshafte Deko sollte es werden, die wir dann an unseren Osterbaum kleben wollten. Blumen, Hasen, Kücken. C. schaute mir ganz fasziniert zu. So kannte sie ihre Mama gar nicht. Und richtig gelesen: Sie schaute zu. Sie war so überhaupt nicht motiviert, etwas selber zu tun. Als ich ihr dann doch die Schere in die Hand drückte und sie aufforderte, die Blütenblätter auszuschneiden, merkte ich: Das Kind kann noch nicht ausschneiden! Und da packte mich das schlechte Gewissen. Sollte das ein Kind mit 4.5 Jahren nicht können? Habe ich sie kläglich vernachlässigt, weil ich selber nicht gerne basteln? Können wir dieses feinmotorische Defizit wohl je wieder aufholen?
Ganz ehrlich: Ich weiss es nicht. Sicher, einen Teil wird sie lernen können. Von mir aus gerne im Kindergarten. Denn wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, bin ich auch von jedem Bastelprojekt weggerannt, sobald eine Schere ins Spiel kam. Die Linkshänderscheren waren dazumal auch grausam… Zum Glück war auch meine Mutter keine grosse Bastlerin. Viel lieber machte sie Ausflüge mit uns, bezog und beim Kochen und Backen mit ein, liess uns gärtnern oder malte mit uns.
Basteln vs. D.I.Y.
Und ich schneide bis heute nicht gerne. Vom Stoff-Zuschnitt für meine Nähprojekte mal abgesehen. Aber da dient das Schneiden ja auch einem höheren Ziel. Ich bastel übrigens nur „Kindersachen“ nicht gerne. Nennt es „D.I.Y.“, haltet mir dabei die Kinder vom Leib und es macht mir grossen Spass. Ich habe sogar einen Workshop besucht, bei dem ich lernte, einen Adventskranz selber zu stecken. Und ich habe es geliebt. Besonders die meditative Seite dieser Arbeit.
Zum Glück kommt C. nach ihrer Mama. Wenn mich mal wieder das schlechte Gewissen quält, dass ich das Kind feinmotorisch zu wenig fördere und ihr vorschlage etwas zu basteln meinte sie: „Nein, Mama, ich möchte lieber spielen.“ Verschwindet in ihr Zimmer, setzt sich vor ihr Puppenhaus und hört „Bibi und Tina“ auf ihrer Tigerbox. Und ich bin ihr unglaublich dankbar für diesen Entscheid.