Kürzlich las ich in einer Facebookgruppe einen Post, der gerade so gut von mir hätte stammen können. Da schrieb eine Mutter, wie gut sie es eigentlich habe… zwei gesunde Kinder, einen liebenden Mann, keine schwerwiegenden finanziellen Sorgen.. und trotzdem sei da stets diese Unzufriedenheit. Dieses Gefühl, zu versagen. Das Gefühl, dass es alle anderen besser machen. Auch ich fühle mich immer mal wieder so. Ich wäre so gerne die perfekte Mutter, die alles im Griff hat. Ihre Kinder, ihren Körper, ihre Outfits, ihre Wohnung.
Wie man das online eben so oft sieht. Auf Social Media wird uns vorgegaukelt, dass wir alles haben können. Drei Kinder, alle zuckersüss, stets mit perfekt abgestimmten Outfits, jede Locke sitzt. Krankheit? Autonomiephase? Rotz und Kotz über Mamas Pulli? Gibt es nicht! Und die Wohnung… alles hell, alles pastell, alles reduziert und selbstverständlich, alles perfekt aufgeräumt. Die Mama: Stets dem letzten Fashiontrend folgend, zwei Wochen nach der Schwangerschaft wieder die perfekte Figur („Ich kann nichts dafür, ich habe alles mit Stillen verloren“), macht regelmässig Yoga und Pilates, spricht ausschliesslich in Engelsstimme achtsam und auf Augenhöhe mit ihren Kindern und setzt mit Kleinkind und Baby jederzeit Bastelprojekte um, die an Perfektion und Pastellfarben nicht zu übertreffen sind.
Elsa und Post-Baby-Body – der Realitätscheck
Und dann gibt es mich. Lasst mich mal erzählen, wie das bei mir so aussieht. Meine Tochter kennt aktuell nur ein Outfit und das heisst Elsa. Habe ich mich noch vor knapp einem Jahr damit gebrüstet, dass niemals Frozen-Marketing-Artikel bei uns landen werden, so fällt es mir am Morgen aus dem Kleiderschrank entgegen. Zwar hat C. nur ein Elsa-Kleid. Aber sie lebt darin. Und schläft darin. Ich muss mir regelmässig Tricks einfallen lassen, um das Kleid wenigstens ein Mal pro Woche in das Schnellwaschprogramm schmeissen zu können. Der Babybruder trägt zwar noch, was mir gefällt. Allerdings ist er so dünn, dass er aktuell nur Leggings oder selbstgenähte Hosen tragen kann. Seine Pullis werden innerhalb von Minuten mit Rotz übersät.
Die Wohnung? So ungefähr stelle ich mir die Arche Noah vor. Überall (Plüsch-)Tiere, mindestens in Paaren. Ich stolpere regelmässig über Lauflern- und Puppenwagen. Stehe auf Zementmischer und Spielkirschen, wenn ich mich morgens aus dem Zimmer schleiche. Und die Wäsche… die Wäsche ist mein grösster Feind. Gefühlt werfe ich jeden Tag ein Trommel an… die trockene Kleidung landet auf einem Berg in der Hoffnung, irgendwann zusammengefaltet zu werden (von Bügeln spreche ich gar nicht erst). In der Realität wird sie aber meistens von diesem Berg wieder getragen. Wie bitte soll man denn die zusammengefaltete Wäsche versorgen, wenn die Kinder beide (ja, beide) im Elternzimmer schlafen? Ich möchte betonen, wir haben eine Putzfrau…
Und ich selbst? Ja, ich schreie meine Kinder manchmal an. Nicht absichtlich. Aber manchmal passiert es. Und danach fühle ich mich so mies, dass ich am liebsten tagelang weinen würde. Ja, ich habe die Schwangerschaftskilos wieder verloren, aber ich habe ein Jahr dafür gebraucht. Und wirklich zufrieden war ich mit meinem Körper schon vorher nicht. Kleidung? Würde mir eigentlich schon gefallen… Das perfekte Outfit bleibt aber nur einige Minuten bestehen. Spätestens wenn ich das Haus mit beiden Kindern verlasse, sind darauf Spuren von Rotz, Quark, Ovomaltine, Zahnpasta und Zinkcreme zu finden.
Gut genug muss reichen
Und dann, wenn beide Kinder mal kurz spielen oder sogar schlafen, checke ich Instagram. Sehe diese wunderschönperfekte Welt, vergleiche sie mit meiner und könnte heulen. Tue ich manchmal auch. Dann spreche ich mit meinem Mann, meinen Freundinnen und merke, wir sind alle nur Menschen. Sind alle nicht so perfekt, wie wir es gerne sein würden.
Und ich muss mir immer wieder sagen, dass uns selber lieben müssen. Zu uns selber Sorge tragen. Und stets sagen: Ich gebe mein Bestes, das muss nun mal einfach gut genug sein.