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„Freust du dich auf dein Geschwisterchen?“

by Deborah

Auf Social Media gibt es sie: Diese unglaublich süssen Videos von Kindern, die vor Freude anfangen zu weinen, wenn sie erfahren, dass sie ein Geschwister bekommen. Oder all die Kinder, die den Babybauch der Mama liebevoll küssen oder mit Öl einreiben.

Und dann gibt es meine Kinder. Als C. zum ersten Mal grosse Schwester wurde, war sie wohl noch etwas zu klein, um den Vorgang zu begreifen. Zwar nahmen wir sie mit zum Ultraschall und schauten mit ihr Bücher wie „Hallo, kleines Baby“ an. Viel gebracht hat dies allerdings nicht. Als sie ihren kleinen Bruder zum ersten Mal sah, meinte sie „Angst, nach Hause gehen“. Nur, dass zu Hause dann plötzlich auch dieses Baby war. Damit begann C.s schmerzhafte Geschichte der Entthronung und für uns sehr anstrengende 1.5 Jahre. So lange brauchte sie, bis sie ihren Bruder akzeptierte. Und heute, ja heute sind die beiden unzertrennlich.

Man könnte also meinen, dass die beiden nun den Vorteil von Geschwistern kennen. Aber nein. Gegen Ende des ersten Trimesters sagten wir es ihnen. Und zwar hauptsächlich, weil sich C. grosse Sorgen um ihre Mama machte, die ständig im Bett lag oder sich erbrach. „Mama, ich glaube du hast das Corona-Virus“, meinte sie. Da erklärten wir, dass ich nicht krank sei. Im Gegenteil, dass da ein kleines Baby in meinem Bauch wachse. L. ignorierte unsere Aussage komplett und spielte einfach weiter (er ist sehr gut darin, nur das zu hören, was er möchte). Für C. hingegen brach eine Welt zusammen: „Aber wieeeesoooooo? Das will ich nicht!“, weinte sie. Und dann beschloss sie, mit L. gemeinsame Sache zu machen und das Baby zu ignorieren.

Den Kindern die nötige Zeit geben

Wir nahmen das Ganze gefasst auf. Wir wussten ja schon, dass C. nicht das Kind ist, das mit Freudensprüngen auf kleine Geschwister reagiert. Und wir wussten auch, dass ja noch ganz viel Zeit war, bis das Baby auf der Welt sein würde. Also entschlossen wir uns für einen pragmatischen Umgang: Wir setzten keinen Druck auf, ignorierten das neue Kind aber auch nicht. Wir sprachen offen darüber, weshalb Mama zur Ärztin musste oder gewisse Dinge nicht mehr tun sollte. Und so wurde das Baby in meinem Bauch langsam aber sicher Teil unseres Familienalltages.

Es half sicher auch, dass die Schwangerschaft irgendwann offensichtlich wurde und sie auch andere Kinder bemerkten. Auch andere Kinder, die wahnsinnig gerne noch ein kleines Geschwister hätten. Plötzlich war C. der Star bei ihren Freundinnen, wurde um das Baby beneidet. Und so realisierte sie wohl, dass so ein kleines Wesen nicht nur schlecht sein kann. Seit einigen Wochen bringt sie das Baby immer wieder selbst zur Sprache, beginnt ihre alten Babysachen hervorzusuchen und drückt sie mir in die Hand: „Die kannst du dann für das Baby brauchen.“

L. hingegen verfolgt weiterhin die Taktik der Ignoranz. Wenn wir mal über das Baby sprechen kommen höchstens mal Aussagen wie „Aber das Baby schreit!“ oder „Das Baby ist böse!“. Sicherlich versuchen wir mit ihm darüber zu sprechen. Erklären ihm, dass er sonst ja eigentlich Babys sehr gerne mag (er kümmert sich in der Kita rührend um sie). Bis jetzt ohne Erfolg. Wir werden wohl zu einem späteren Zeitpunkt einen Geschwisterkurs mit ihm machen, damit die Schwangerschaft für L. noch fassbarer wird.

C. hofft übrigens ganz fest, dass das Baby ein Mädchen wird. Sie hat schon wiederholt angedroht, auszuziehen, falls sie nochmal einen Bruder bekommt.

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