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Held oder Schurke? Von meiner Hassliebe zu Globi

Eine kritische Auseinandersetzung mit der Figur Globi

by Deborah

Kooperation mit Schweizer Vorlesetag
Am 18. Mai findet der bereits fünfte Schweizer Vorlesetag statt. Auch dieses Jahr wird am Schweizer Vorlesetag überall in der Schweiz vorgelesen: in Schulen und Kindergärten, Bibliotheken, zu Hause und online. Schaut rein und meldet euch an beim Vorlesetag, es gibt auch etwas tolles zu gewinnen!

Auch wir haben bereist mehrfach über das Thema Vorlesen und unsere liebsten Bücher geschrieben. In unserem diesjährigem Beitrag geht es um Globi. Denn alle lieben Globi! Oder?

Globi  – neben Papa Moll und Kasperli wohl eine der schweizerischsten Kinderfiguren. Und seit 90 Jahren der Liebling aller, versteht sich. Ist dem tatsächlich so? Um ehrlich zu sein: Ich hatte schon als Kind ein gespaltenes Verhältnis zum Vogel, der ursprünglich dazu geschaffen wurde, das Luxuskaufhaus Globus zu bewerben. Natürlich hatten wir sämtliche Globi-Bücher zu Hause. Und natürlich blätterte ich sie wieder und wieder durch, noch bevor ich lesen konnte.

Der „alte“ Globi: Prügeln, zerstören, töten

Schon im zarten Alter von vier Jahren erschienen mir gewisse Dinge nicht richtig: Da wirft Globi einfach Schlangen im Sack von der Klippe, er zerstört mutwillig Dinge oder wird von seinem Vater verprügelt. Da ich die Verse dazu nicht lesen konnte, malte ich mir aus, dass da wohl ein Missverständnis vorliegen müsse. Die Schlangen würden unten sicher wieder eingesammelt und an einen Ort gebracht, an dem sie niemanden stören würden. Globi war schliesslich mein Held. Ich konnte es mir nicht vorstellen, dass er unschuldige Tiere töten würde.

Tja, falsch gedacht. Bald konnte ich lesen und realisierte, dass alle meine Befürchtungen zu Globi der Wahrheit entsprachen. Der Globi der alten Bücher war oft ein schlechter „Mensch“. Das war zu viel für meine sensible Seele. Und die Erklärung meiner Eltern, dass die Moralvorstellungen früher komplett anders waren, machte die Sache auch nicht besser. Und dann waren die Globi-Texte noch in Reimen. Ich mein, wieso müssen sich ganz Bücher reimen? Das versteh ich, die noch wie vor eine Abneigung gegen gereimte Gedichte hat, bis heute nicht.

Gewisse Globi-Bücher mussten verschwinden

Als die riesige Globi-Sammlung des Papas bei uns einzog und es für unsere beiden grossen Kinder keine anderen Bücher ausser Globi mehr gab, entdeckte ich meine Abneigung von Neuem. Anfangs konnte ich mich noch damit abfinden, ihnen die Bücher zu erzählen, statt vorzulesen. Dabei konnte ich zum Einen die Reime umgehen und zum Anderen gewisse Situationen schön reden.

Irgendwann landeten gewisse Bücher wie „Globi in der Verbannung“ oder „Streiche aus den ersten Jahren“ trotzdem im Keller. Lustigerweise waren es auch genau die Bücher, die unsere Kinder nicht sonderlich mochten. Und noch etwas später trat ich das Globi erzählen komplett an den Papa ab. Ich liebe das Vorlesen zwar, tauche gerne in die Welt liebevoll illustrierter Bilderbücher oder von Klassikern wie Jim Knopf oder Pippi Langstrumpf ein, bei Globi klappt es aber leider nicht.

Globine – unsere Heldin

So, genug geschimpft. Die neuen Globibücher sind natürlich viel moderner und beleuchten auch wichtige Themen wie den Umweltschutz. Und ausserdem: so oft mir Globi (immer noch) die Nackenhaare aufstellt, so sehr mag ich sein weibliches Pendant Globine. Man merkt ihr wohl an, dass sie eine etwas modernere Schöpfung ist. Globine ist lustig, hilftsbereit, schlau. Und in den neuen Büchern wird nicht mal mehr gereimt. Die kommen in Comic-Form daher. Globine ist Detektivin und Mechanikerin, die Bücher sind von Genderklischees wunderbar befreit. Und das Beste daran: Seit Grossbub Globine entdeckt hat, findet er sie sogar noch cooler als Globi. Das Vogelmädchen ist seine allergrösste Heldin. Da kommen weder Paw Patrol noch Dinosaurier ran.

Zu guter Letzt ein Geständnis: Gewisse Globi-Bücher mochte ich als Kind und mag sie nach wie vor. Die Meisten davon wurden in den 80er oder 90er Jahren geschrieben: Etwa „Abenteuer im Weltraum“ (die Alien-Schnecke ist nach wie vor mein Highlight aller Globi-Bücher), „Globis Abenteuer im Traumland“, Wie Globi Ritter wurde“ oder „Globi und Kasperli“. Die erzähle ich den Kindern nach wie vor gerne. Mit Betonung auf „erzählen“. Denn mit den Reimen jagt man mich nach wie vor.

PS: auch andere FamilienbloggerInnen schreiben zum Thema Vorlesen. Nicht verpassen!

* Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit dem Schweizer Vorlesetag.

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