Als ich mit meinem dritten Kind schwanger war, machte ich mir grosse Sorgen, ob ich mit Dreien noch allen gerecht werden könne. Was, wenn das dritte Kind ein Schreibaby wäre? Aber fast alle in meinem Umfeld, die drei oder mehr Kinder hatten, beruhigten mich: Das dritte Kind sei mit Abstand das einfachste Kind. Der Sonnenschein, der immer alles mitmache, was man halt mit den Grossen so machen müsse.
Natürlich machte mich diese Aussage misstrauisch. Wie immer, wenn sich alle so einig sind. Eine so pauschale Aussage konnte doch nicht stimmen? Tut sie wohl. Mein drittes Kind macht es mir so leicht, ihn zu lieben. Er ist tatsächlich mein Sonnenschein. Sprüht nur so vor Charme. Wäre er nicht so charmant, würde man vermutlich manchmal vergessen, dass er überhaupt da wäre.
Während abends bei uns am Esstisch oft Drama herrscht, weil die grossen Geschwister einfach zu müde sind und es natürlich nicht immer ihr Lieblingsessen gibt, sitzt der Kleine einfach in seinem Tripp Trapp, stopft genüsslich sämtliches von mir gekochtes Essen in sich hinein und macht höchstens mit einem lauten „Dadadaaaa“ auf sich aufmerksam um Nachschub zu verlangen.
Immer dabei, immer charmant
Und ja, das dritte Kind muss oft einfach mitziehen. Die grossen Geschwister haben viele Interessen, Hobbys, Termine. Bei fast allen muss Kleinbub mit – und meistert es mit Bravour. Klettert die Tribüne in der Eiskunstlaufhalle rauf und runter, flirtet mit dem Personal der Zahnarztpraxis, wartet geduldig, bis die Fahrt mit der Achterbahn fertig ist.
Ist der grosse Bruder traurig oder empört, kommt das dritte Kind herbeigerannt. Streichelt und küsst ihn, bis wieder alle lachen. Findet bei uns im Bett eine Kuschel- und Pijama-Party statt, ist das Kleinkind ganz vorne mit dabei. Auch wenn er immer wieder umfällt, wenn seine grossen Geschwister zu wild herum hüpfen. Und zwischendurch muss man sich auf Mamas Gesicht legen. Die nassesten wunderbarsten Küsse von allen geben. Damit man ja nicht vergessen geht.
Die Angst der Benachteiligung
Nur etwas geht nicht. Ja, wirklich nicht. Und zwar immer dann, wenn Kleinbub das Gefühl hat, benachteiligt zu werden. Und das hat er oft. Er kann nicht verstehen, dass er in seinem Tripp Trapp noch ein Babyset mit Gurten braucht (er würde ja nie, wirklich nie auf den Tisch klettern und von dort aus versuchen, die Lampe herunterzuziehen), dass er keine Erdnüsse essen und keine Schlittschuhe anziehen darf. Dass es kein Velo gibt, das für seine Grösse passt. Dass er noch Mittagsschlaf machen soll, während die Geschwister zusammen spielen.
Und dann, ja dann, macht er durchaus auf sich aufmerksam und drückt sein Unverständnis sehr sehr laut aus. Ja da geht er garantiert nicht vergessen.