Kaum war Klein C. auf der Welt, bekamen wir Gratulationen zu „eurer Prinzessin“. Was ich zuerst für ein Einzelphänomen hielt, wurde bald zur Norm. Auf Geburtskarten, Bettschlangen, bedruckten Bodies oder im Facebook-Status: immer werden kleine Mädchen als Prinzessinnen bezeichnet.
Woher das kommt, ist mir ein Rätsel. Der Papa behauptet, es habe mit dem Frozen-, respektive Eisprinzessinnen-Hype zu tun. Disney habe sich vor einigen Jahren entschieden, beim Marketing voll und ganz auf Prinzessinnen zu setzen. Tatsächlich gibt es sogar eine eigene Homepage, mit Videos, Spielen und ganz, ganz vielen Merchandising Produkten. Cinderella, Belle und Ariel: alle meine Kindheitsheldinnen sind mit dabei.
Irgendwie befremdet es mich, dass Mädchen so sehr von der Gesellschaft auf Prinzessin getrimmt werden. Klar, auch ich wollte als Kind manchmal Prinzessin sein. Ich erinnere mich gut daran, dass ich sogar zwei Mal als Prinzessin zur Fasnacht ging – einmal in Rosa, einmal in Blau. Daneben war ich aber auch Tiger, Pippi Langstrumpf, Schnüfel oder ein Müllsack (wobei ich über letzteres eher unglücklich war). Ich wollte eben nur manchmal Prinzessin sein.
Heute dreht es sich bei vielen kleinen Mädchen leider nur noch um Elsa, Anna und Sophia, die Erste. Möglichst süss sollen die Mädchen sein. Und möglichst kantenlos ebenfalls. Es allen Recht machen, wie Prinzessinnen eben.
Denn wenn wir es uns genau überlegen haben Prinzessinnen im traditionellen Sinne nur einen Job: möglichst hübsch auszuschauen um ihren Traumprinzen zu verzaubern. Und genau deshalb weigere ich mich, meine Tochter als Prinzessin zu bezeichnen. Ich habe andere Ambitionen für sie: Ingenieurin, Astronautin, oder wieso nicht gleich Master of the Universe?
Es ist für Frauen in der heutigen Gesellschaft immer noch genügend schwer. Von Lohngleichheit, attraktiven Teilzeit-Jobs für Mütter oder bezahlbaren Kinderkrippen sind wir immer noch weit entfernt. Noch immer müssen wir die Gleichberechtigung kämpfen.
Deshalb will ich meine Tochter so selbstbewusst wie möglich erziehen. Will ihr aufzeigen, dass auch sie als Mädchen höhere Ambitionen haben kann, als Prinzessin zu werden. Und deshalb verzichte ich ganz bewusst darauf, sie „meine kleine Prinzessin“ zu nennen. So süss das auch klingen mag.
Was aber nicht bedeutet, dass sie nicht trotzdem auch mal Rosa (das hat einen speziellen Grund, darüber werde ich in einem späteren Beitrag schreiben) und herzige Röckli tragen kann. Wie eben am Smash the Cake Shooting zu ihrem ersten Geburtstag.
Ein kleiner Nachtrag: Auch wir scheitern gnadenlos an der genderneutralen Erziehung. Klein C.s liebstes Plüschtier ist ein rosa Hase. Und wenn wir ihr einen Gegenstand in Lila und in Blau hinhalten, wird sie sich garantiert immer für den Lilanen entscheiden.
Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich mit Klein C. auch bald die Eisprinzessinnen-Diskussion führen werde. Und manchmal, ja, manchmal, werde ich auch nachgeben.
Update: Die Eisprinzessin Diskussion hat kurz nach dem zweiten Geburtstag begonnen. Aber auch hier: es ist eine Phase, sie geht vorbei…