Home Home Der Löwe – oder wie wir die Autonomiephase überleben

Der Löwe – oder wie wir die Autonomiephase überleben

by Deborah

Ich bin mir nicht sicher, wer die „Terrible Twos“ als solche benannt hat. Ich bin mir sicher, dass es jemand war, der noch kein dreijähriges Kind erlebt hat. Lange Zeit habe ich mir Hoffnung gemacht, dass die Autonomieanfälle (ja, ich benutzte das böse Wort mit T. bewusst nicht) mit dem dritten Geburtstag weniger würden. Ach, wie naiv ich doch damals war…

Wir wissen nicht genau, was in C.s Kopf um ihren dritten Geburtstag herum passierte. Wir vermuten, es hat mit Gehirnchemie, Synapsenbildung und möglicherweise auch einem Enwicklungsschub zu tun. Wir wissen auch, dass sie sicherlich genau so darunter leidet wie wir. Und sie tut uns dafür sehr leid. Sicher wissen wir aber auch, dass C. während unserer Ferien in der Toscana eine Phase hatte, die wir heute die „Schreitage zu Montecatini“ nennen.

Vermeintliche Details sind das Ende der Welt

C. schaukelte sich von Anfall zu Anfall, von Meltdown zu Meltdown. Es begann damit, dass die Pasta die falsche Form hatte. Dann liess sich der Reissverschluss ihrer Jacke nicht genug hochziehen. Sie sah einen Ballon an der Decke schweben und dann tropfte ihr noch Glace auf die Hände.

Lapalien, denkt ihr? Für unser Kleinkind das Ende der Welt. Dank diesen Events schrie C. um die 6 Stunden pausenlos. Warf sich zu Boden, weil sie so verzweifelt war. Nichts half. Ihr habt ja gelesen, was passierte, als ich sie mit einem Glace wieder mit der Welt versöhnen wollte.

Ja, ich weiss, das sollte man nicht. Aber wenn C. sich in etwas hineingesteigert hat, dann nützt sämtliches Attachement Parenting nicht mehr. Wenn man ihr sagt, wie sehr man sie lieb hat, schreit sie: „Sagt jetzt nichts.“ Und wenn wir versuchen, sie zu umarmen, dann stösst sie uns weg – im besten Fall.

Der Löwe bringt C. positiv aus der Fassung

Irgendwann kam der Löwe ins Spiel. Ich bin mir nicht sicher, wie genau. Wahrscheinlich bei einem der zahlreichen Rollenspiele, bei der ich auf Anweisung von C. immer andere Menschen und Dinge impersonalisiere: „Du bist der Babyhase“, „Du bist Amila“, „Du bist die Mama-Schildkröte“. Irgendwann wurde ich zum Löwen, der gerne kleine Mädchen frass und kitzelte, ein bisschen in der Gegend herum fauchte und offenbar eine Respektperson von C. war.

Sobald der Löwe auftauchte, begann sie zu kichern, egal wie schlimm der Meltdown gerade war. Und was der Löwe tat, tat C. auch. Irgendwie bringt „de Leu“ unsere Tochter regelmässig positiv aus der Fassung und hilft uns durch die schlimmsten Autonomieanfälle. Ob das jetzt erzieherisch und politisch korrekt ist? Wir wissen es nicht… Inzwischen übernimmt der weisse Drache manchmal auch die Rolle des Löwen.

Eine kleine Anmerkung: Ausserhalb dieser Meltdowns ist unsere Tochter selbstverständlich das süsseste Wesen auf der Welt, das sich mit Liebeserklärungen, Küssen und kreativem Spiel geradezu überschlägt.

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