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Ich habe mein Kind 21 Monate gestillt

Unsere Stillgeschichte

by Deborah

Als ich mit Kleinbub schwanger war, freut ich mich sehr auf eine weitere Stillzeit. Auf diese innige Verbundenheit zwischen Mutter und Kind, auf die wertvollen Exklusivmomente, die man mit Folgekindern so selten hat. Ich erwartete einen unkomplizierten Stillstart – schliesslich hatte ich schon zwei Kinder gestillt. Und Grossbub wusste von Anfang an, was er zu tun hatte.

Falsch gedacht. Kleinbub kam auf die Welt, seinem Namen entsprechend klein und fein. Aber doch mit grossem Hunger. Und trotzdem schaffte er es nicht, ein Vakuum an der Brust zu bilden. Weder am ersten, zweiten, noch am dritten Tag. Irgendwann konnte ich keine Milch mehr ausstreichen, geschweige denn Abpumpen. Der Milcheinschuss liess auf sich warten, ich pumpe leer, gab der Hebamme im Spital heulend die Erlaubnis, Kleinbub Pulvermilch zu bechern.

Die Ursache: Verkürztes Zungenband

Ich ging nach Hause. Mit Milchpumpe und Pulvermilch. Immer noch heulend. Und traf zum Glück gleich meinen Engel von Hebamme und Stillberaterin. „Wow, was du da machst ist bemerkenswert. Die meisten Frauen hätten schon abgestillt“, meinte sie. Und da realisierte ich zum ersten Mal, an Lebenstag 5 von Kleinbub, dass Abstillen eine valable Option gewesen wäre. Nur nicht für mich. Noch im Spital stellte sich heraus, dass Kleinbub ein leicht verkürztes Zungenband hatte, meine Stillberaterin stelle ebenfalls ein verkürztes Lippenband fest. Zudem meinte sie, dass so leichte Kinder oft Probleme mit dem Vakuum hätten, weil sie noch nicht genügend Fett in den Wangen hätten.

Wir entschieden uns dafür, das Zungenband schneiden zu lassen und gleichzeitig das Lippenband aufzudehnen. Gleichzeitig gingen wir mit Kleinbub in die Osteopathie um mögliche Blockaden auszuschliessen. Noch am gleichen Tag, an seinem zehnten Lebenstag, konnte Kleinbub zum ersten Mal stillen. Noch mit Stillhütchen zwar, aber er konnte stillen. ich war unendlich erleichtert und zuversichtlich, dass er das Stillhütchen auf wieder wegbringen würden. Und das taten wir auch zwei Wochen später.

Unsere Stillbeziehung im zweiten Lebensjahr

Das war der Beginn einer langen, relativ unkomplizierten Stillbeziehungen. Sicher, Stress führte bei mir meist zu einem Milchstau. Ein Mal hatten wir mit Soor zu kämpfen. Von grösseren Brustentzündungen blieb ich zum Glück verschont. Mein Ziel war es, Kleinbub ein Jahr lang zu stillen. Kurz vor seinem ersten Geburtstag wurde klar, dass weder er noch ich dazu bereit waren, abzustillen. Also tat ich es einfach weiter.

Anfangs noch sehr selbstsicher. Schräge Blicke oder Kommentare blieben weitgehend aus. Was sicher auch damit zu tun hatte, dass Kleinbub an seinem ersten Geburtstag so gross war, wie andere Kinder mit sechs Monaten. Irgendwann merkte ich aber, dass mir diese totale gegenseitige Abhängigkeit zusetzte. Ich entschied mich dazu, während drei Tagen beruflich ins Ausland zu gehen. Wohlwissend, dass Kleinbub danach vielleicht nicht mehr stillen würde. Er war damals 16 Monate alt.

Trotzdem nahm ich die Milchpumpe mit. Pumpte regelmässig morgens und abends. Und um ehrlich zu sein die meiste Zeit auf Flughafen-Toiletten. Ich hätte mir durchaus Schöneres vorstellen können. Aber ich kam nach Hause, Kleinbub wollte weiterhin stillen und für mich stimmte es auch noch.

Unser Weg zum Abstillen

Zumindest teilweise. Denn die schrecklichen Nächte, in denen er alle 30 Minuten stillen wollte und deshalb alles an mir hing, machten mich fertig. Zudem hatte ich manchmal den Eindruck, für mein Kind nur eine Brust auf zwei Beinen zu sein. Kaum sah er mich, wollte er immer und überall stillen. Also entschied ich mich, das Stillen am Tag und in der Nacht zu reduzieren. Irgendwann waren wir soweit, dass wir nur noch zu Hause stillten. Was auch den Vorteil hatte, dass ich mich gegenüber niemandem rechtfertigen musste, dass ich noch nicht abgestillt hatte.

Das nächtliche Abstillen gestaltete sich schwieriger. Konkret: Es war unmöglich und damit auch mit ein Grund, dass ich mich dafür entschied, Kleinbub komplett abzustillen, als er 21 Monate alt war. Dazu kam die Sehnsucht, meinen Körper nur für mich alleine zu haben. Und ein Stillrheuma in Füssen und Knien, das mich teilweise herumlaufen liess wie eine alte Frau.

Ich wusste, dass ich da Abstillen als ein emotional positives Erlebnis für mich gestalten musste. Als fuhr ich für ein langes Wochenende zu einer Freundin nach Hamburg, einer sehr guten Freundin, dich ich wahnsinnig vermisste hatte. Ich verschwendete dort kaum einen Gedanken mehr ans Stillen, merkte, dass ich mit dem Abstillen im Reinen war.

Und Kleinbub? Der war es noch nicht ganz. Er war abends und nachts teilweise sehr frustriert, dass er nicht mehr an die Brust durfte. Aber er hörte mich an, verstand, was ich zu sagen hatte und akzeptierte das Kuscheln als Alternative. Nach etwa einem Monat forderte er das Stillen nicht mehr ein.

Und ich? Kämpfe immer noch mit Milchstaus und meinem Hormonchaos. Gleichzeitig bin ich aber wahnsinnig erleichtert und bin froh, dass die Knie- und Fussschmerzen wie weggeblasen sind. Und ich merke wie gut es mir tut, wieder selbst über meinen Körper bestimmen zu können.

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1 comment

Baby Lama 19. Juni 2023 - 10:21

👏 Danke für deine Stillgeschichte! Es ist toll, dass du dein Kind 21 Monate lang gestillt hast. 🤱 Trotz anfänglicher Schwierigkeiten und Hindernissen hast du nicht aufgegeben. 💪 Deine Entscheidung, das Zungen- und Lippenband schneiden zu lassen, war eine gute Lösung. 😊 Das Abstillen war eine emotionale Herausforderung, aber du hast es positiv gestaltet und fühlst dich nun erleichtert und glücklich. 🙌🎉 Viel Glück auf deinem weiteren Weg als Mutter! 🌸💕

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