Zugegeben: Kleinbub wurde schon immer für ein Mädchen gehalten. Ob das mit meiner Weigerung zu tun hatte, dem Baby Traktoren- und Autopullis anzuziehen? Oder eher damit, dass Kleinbub schon immer ein kleines feines Kind war? Wir wissen es nicht. Sicher ist, ganz im Gegensatz zu seiner Schwester korrigiert ich die Menschen nicht mehr. „Ooooooooh, das ist ja ein süsses Mädchen!“ – „Jajajaaaaa“, antwortete ich und freute mich übers Kompliment.
Als Kleinbub dann noch die wunderschönsten blonden Locken bekam, gab es kein Halten mehr. Die Welt war entzückt über mein hübsches Mädchen. Und ich nahm achselzuckend zur Kenntnis, dass wir offenbar noch immer in einer Gesellschaft leben, in der Jungs keine blonden schulterlangen Locken haben. Geschweige denn sich für Pferde interessieren. Gott bewahre, dass ein Junge mit Schleichrössli spielen würde. Es haben Monstertrucks zu sein, bitte schön. Fun fact: Kleinbub liebt auch Monstertrucks. Am liebsten einen rosa-lila-farbigen mit Einhorn-Kopf namens „Sparkle Smash“.
Wenn nur noch Pink zählt
Kurz nach seinem zweiten Geburtstag lernte Kleinbub Farben zu benennen. Und damit kam der Wunsch, sich selber anzuziehen. Von seinen Geschwistern wusste ich: Die erste Farbe, die korrekt benannt wird, wird zur Lieblingsfarbe. Und bei Kleinbub war das: „Piiiiiiiiiiink“. Mein Kleinkind war in der Rosa-Phase angekommen.
Seither gibt es für meinen Jüngsten kein Halten mehr. Pink hier, pink da, pink überall. Er liebt es Einkaufen zu gehen und dabei seine Kleidung selbst auszuwählen. Der Skianzug von Namuk könnte nicht rosaner sein, immerhin kombiniert er dazu geschickt eine lila Mütze. Und die blauen Winterstiefel, die er sich im Herbst noch selbstständig ausgewählt hatte, sind des Teufels. Sie müssen durch knallpinke Exemplare ersetzt werden. Und ganz ehrlich? Rosa und Lila stehen Kleinbub unendlich gut. Es gibt für mich keinen einzige Grund, mich dagegen zur Weht zu setzten.
Was Kinder und Eltern verwirrt
Es waren denn genau diese Schuhe, die ein etwa vierjähriges Mädchen so verwirrt haben, dass es gar nicht mehr Schaukeln wollte. Sie freundete sich nämlich auf dem Spielplatz mit Kleinbub an, da beide das gleiche pinke Schuhmodell trugen. Es sind Barfussschuhe – weshalb ich davon ausging, dass die Eltern etwas alternativ waren und ihre Kinder deshalb eventuell etwas weniger genderten.
Doch als ich der Kleinen verriet, dass das Kind im rosa Schneeanzug, mit der lilanen Mütze und den pinken Stiefel ein Junge war, verstand sie die Welt nicht mehr. Immer wieder fragte sie nach, ob Kleinbub nicht doch ein Mädchen wäre und nannte ihn konsequent „sie“. Ich bin mir sicher, dass die Eltern in den Folgetagen noch einige Gespräche mit ihrer Tochter geführt haben werden…
Kleinbub hat übrigens nicht nur eine Lieblings-, sondern auch eine absolute Hassfarbe: „Neeeeeeeein, nöd gelb!“, schreits und gibt mir die liebevoll genähte Hose und die eigens für diesen Winter gekaufte Winterjacke zurück. Zu dumm, dass Mama gelb so gerne mag.